Kasih, Saya und Hani sind seit ihrer Kindheit miteinander befreundet. Als eine gemeinsame Bekannte heiratet, sehen sie sich nach Jahren wieder und verbringen ein paar Tage miteinander. Sie alle haben einen – nicht klar benannten – Migrationshintergrund; Blicke, Sprüche und Mikroaggressionen sind tägliche Begleiter, doch die drei Frauen gehen unterschiedlich damit um. Während Hani die perfekte Vorzeigemigrantin sein will, versucht Kasih sich einzureden, dass sie sich die Diskriminierungserfahrungen nur einbildet. Saya hingegen ist einfach nur wütend – und steht prompt im Mittelpunkt, als ein Unglück die Stadt erschüttert.
Shida Bazyar lässt ihre Erzählerin Kasih das auf die Leser*innen zurückprojizieren, was ihr selbst widerfährt: Sie spricht uns vorverurteilend an. Gleichzeitig verschweigt sie ihre eigene Herkunft und die ihrer Freundinnen, damit wir sie nicht in eine Schublade stecken können. Eigentlich ein cleverer Schachzug, der hier aber keine Solidarität zulässt: Kasih, Saya und Hani werden nicht nur als Migrantinnen, sondern auch als Frauen und, in Hanis Fall, als nicht-heterosexuelle Person diskriminiert. Sich auf diesen Ebenen mit den Figuren zu identifizieren, wird dem Publikum jedoch von vornherein abgesprochen, als ob Intersektionalität nur im Zusammenhang mit Rassismus existiere. Ein wenig bitter fühlt sich das schon an. Aber die Lektüre lohnt sich, wie ich finde, dennoch: um den Blick um das zu erweitern, was uns selber nicht widerfährt.