1885 USA / Indien. Nora Shipley steht kurz vor dem Abschluss ihres Studiums der Insektenkunde. Als Entomologin will sie unbedingt die Fachzeitschrift ihres verstorbenen Vaters retten, denn ihren Stiefvater Lucius sieht sie nicht als den geeigneten Verwalter an. Ihre Mutter und Lucius möchten sie verheiraten, doch sie will lieber den Master machen. Dazu benötigt sie jedoch ein Stipendium, bei dem ihr grösster Konkurrent ihr Kommilitone Owen Epps, dem scheinbar alles nur so zufliegt und den sie nicht mögen will, ist. Beiden wird ein Forschungsaufenthalt in Kodaikanal, Indien, angeboten. Die Teilnahme an dieser Expedition wird die Chancen auf das Stipendium erhöhen…
Erster Eindruck: Die Cover-Gestaltung sowie der Buchtitel gefallen mir ausgezeichnet!
Ithaca, New York: Nora gefällt mir sehr gut. Ihre Faszination für die Entomologie ist sehr gut spürbar. Eine Frau wird es in jenen Zeiten definitiv nicht leicht gehabt haben, einen Beruf zu wählen bzw. zu studieren. Es ist schon verrückt, dass sie ihr gesamtes Erbe ausgeben musste, damit sie den Bachelor machen konnte (ich war überrascht, dass es damals offenbar schon das System von Bachelor und Master gegeben haben muss).
Owen Epps, Noras Kommilitone, wirkt sympathisch, auch wenn sie nicht so eine gute Meinung von ihm zu haben scheint. Nur weil ihm das Lernen leichtfällt – vielleicht leichter als ihr? Sie kennt ihn ja gar nicht. Ich musste schmunzeln als ich ihre Beschreibung seiner Augenbrauen las: „Dass deine Augenbrauen aussehen wie zwei Raupen der Bergahorn-Tussock-Motte, die sich in der Öffentlichkeit etwas zu intim benehmen.“ Das ist doch eindeutig „Déformation professionnelle“, oder? Selbstverständlich musste ich diese Motte gleich mal im Internet anschauen.
Kodaikanal, Indien: Der Forschungsleiter ist wenig erfreut, dass Prof. Comstock eine Frau geschickt hat. Er will, dass sie im Camp bleibt und die Illustrationen übernimmt. Die Männer gehen in den Wald auf Expedition. Eine frustrierende Situation für Nora. Da sie im Camp arbeitet, lernt sie jedoch die elfjährige Sita, Nichte der Köchin, kennen. Sie erfährt Ungeheuerliches.
Nora merkt, dass in Owen doch ein viel gewissenhafterer Mensch steckt, als sie vorher gedacht hatte. Man sieht dem Menschen eben nur vor die Stirn, aber nicht hinein. Mir scheint, sie hat sich vorher nicht die Mühe gemacht, mehr über ihn erfahren zu wollen, da sie schon ein Urteil gefällt hatte.
„Manchmal sehen Menschen, was sie wollen, und schauen nicht hinter die Masken, die wir alle tragen.“ Dieser Satz gefällt mir und macht mich nachdenklich. Ich mochte Owen mit jeder Zeile mehr. „Ich glaube, Gottes Weg für dich ist vielleicht grösser als alles, was du jemals in Erwägung gezogen hast.“ Owen bestärkt Nora fortwährend in ihrem Tun und sieht die vielen positiven Dinge in ihr, die sie nicht sieht oder nicht als solche ansehen will.
Die Beschreibungen waren sehr bildhaft und ich hatte das Gefühl, einen Film anzuschauen. Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen, auch wenn ich zuweilen grosse Mühe mit Noras impulsivem Handeln und Vorverurteilen hatte – sie denkt zu wenig nach. Am Alter kann es nicht liegen, denn Owen wird etwa gleich alt sein, wirkt aber viel reifer. Der christliche Aspekt war mir zu klein. Von mir gibt es 4 Sterne.