Terra Alta, Spanien. Ein grausamer Doppelmord erschüttert die ruhige Landschaft im Südwesten von Katalonien. Paco Adell, Patriarch der ersten Stunde und Fabrikbaron in der Region, sowie dessen Ehefrau wurden vor ihrem Tod auf brutalste Weise gefoltert. Trotz intensiven Ermittlungen, kommt das Kommissariat nicht weiter und schliesst den Fall ab. Der Polizist Melchior Marin wittert Ungereimtheiten und fängt deshalb auf eigene Faust an zu ermitteln… Der Krimi besteht quasi aus drei Teilen: Der erste Teil erzählt vom Mord an den Adells und den polizeilichen Ermittlungsarbeiten. Im zweiten Teil blickt Melchior zurück auf seine eigene Vergangenheit. Vom Aufwachsen als Sohn einer Prostituierten und dem Abrutschen in die Unterwelt Barcelonas. Der dritte Teil befasst sich mit der Auflösung des Falls. Rasch finde ich den Einstieg ins Buch. Das rassige Tempo und die grosse Sachlichkeit, beim Beschreiben der Polizeiarbeiten, geben mir beim Lesen das Gefühl Teil des Ermittlungsteams zu sein-toll! Gespannt lese ich weiter. Tauche zusammen mit Melchior in die Unterwelt ab, weine mit ihm um seine ermordete Mutter und freue mich über seinen starken Willen, der ihm schlussendlich den Weg zum beruflichen Aufstieg und einem geordneten Leben verhilft. Später fahren wir quer durch Spanien, um noch etwas mehr über seine Mutter zu erfahren, und passieren dabei riesige Sonnenblumenfelder. „Herrlich“, denke ich, gelange bald zum dritten Teil und somit allmählich zur Fallauflösung und… bin zunehmend enttäuscht: Der Autor verliert das Ziel aus den Augen. Zu verschnörkelt die Sprache. Zu viele Details. Was interessiert mich z.B. die Farbe der Schlaufe einer Kuchenverpackung, wenn diese nicht relevant ist? Der Fall hingegen wird abrupt und fast aus Zauberhand gelöst (?). Trotz dieser Enttäuschung, lohnt es sich einen Blick in Terra Alta zu werfen. Erstens weil es sich um den ersten Band einer neuen Krimi-Reihe handelt, zweitens weil es zur Abwechslung in Spanien passiert und drittens weil in diesem Melchior Marin (und durchaus auch in Javier Cercas, dem Autor, viel Potenzial steckt!