Bernd R. Hock, der Rampenbär. Nein, das ist überhaupt nicht despektierlich gemeint, er sagt dies selbst von sich. Der Autor fällt durch seine verkürzten Arme und die verkrümmten Hände seit jeher auf. Aber er sucht auch noch das Rampenlicht. Er ist Diplom-Pädagoge, Heilpraktiker für Psychotherapie mit eigener Praxis, Bühnenkünstler, Vortragsredner. Hier erzählt er aus seinem Leben, von schönen und weniger schönen Momenten, von seinen Zweifeln und Ängsten. Er lässt uns auch an seiner inneren Zwiesprache mit seinen Charaktereigenschaften teilhaben – Bernd, der Humorvolle, der Ängstliche, der Mutige, der Dominante, der Gläubige und viele andere seiner „Kollegen“…
Erster Eindruck: Auf dem Cover ein sympathischer Mann auf der Bühne im Rampenlicht – gefällt mir.
Ich gebe zu, Bernd R. Hock war mir vor dieser Lektüre nicht bekannt. Freund Google kann jedoch oft Abhilfe schaffen, so auch in diesem Fall: Ich habe mir ein paar Videos mit Bernd – ich erlaube mir, ihn nur mit dem Vornamen zu nennen – angesehen. Es gefällt mir, wenn zum geschriebenen Wort nun noch der Bernd in Ton und Bewegung dazukommt.
Die Behinderung von Bernd ist offensichtlich. Viele meinen dann gleich zu wissen, dass er ganz bestimmt ein Contergan-Opfer sei. Doch dem ist nicht so. Er ist seinen Eltern bis heute zutiefst dankbar, dass sie ihm die Chance auf Leben gegeben haben. Ihm ist bewusst, dass heutzutage nur wenige Kinder mit der gleichen Behinderung aufgrund der pränatalen Diagnostik die gleiche Chance auf Leben bekommen.
Bernd spricht sehr liebevoll von seiner Frau Kerstin. Er hätte sich nie vorstellen können, dass er mal eine Frau finden und mit ihr sogar noch eine Familie gründen würde. Es stellte sich natürlich vorher die Frage, ob Bernds Behinderung vererblich ist und sie das Risiko eingehen wollen, ein Kind mit einer Behinderung in die Welt zu setzen. Ihr Glaube hat die Entscheidung stark beeinflusst.
Der Humor von Bernd hat mir sehr gefallen – er lacht auch über sich selbst. Einmal wurde er von einer Journalistin gefragt, wie Nichtbehinderte mit ihm und seiner Behinderung umgehen würden. Er meinte nur, dass er diese Frage nicht beantworten könne, da er schlicht keine Nichtbehinderten kenne. Er ist der festen Überzeugung, dass der „Homo sapiens nix beschädigtus“ nicht existiert! Wenn man darüber nachdenkt, hat er ganz bestimmt recht. Jeder hat seine Stärken und seine Schwächen – ob man die nun mag oder nicht, ist dabei völlig irrelevant.
Das Buch hat sich flüssig lesen lassen, war sehr abwechslungsreich, unterhaltsam und hat mich auch sehr berührt. Bernd ist nämlich keineswegs immer nur fröhlich und lustig. Wenn der „Rampenbär“ Pause hat, ist er auch mal ernst, ängstlich oder mutlos. Die Gespräche mit dem inneren „Wächter“ – zuerst ein bisschen fremd, aber dann ergab es ein gutes Bild vor meinen Augen – waren sehr interessant und haben mich zum Nachdenken gebracht. Vielen Dank!