In diesem Buch versuchen uns die Autoren davon zu überzeugen, daß Johannes Kepler 1601 Tycho Brahe in Prag mit Quecksilber vergiftet hat. Diese These finde ich sehr gewagt.
Die deutsche Ausgabe hat 270 Seiten, dazu sehr umfangreiche Anmerkungen und eine mehrseitige Bibliografie. Auf den ersten 160 Seiten gehen die Autoren auf die Vorgeschichte zu diesem Fall ein. Es wird die politische Lage in der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg beschrieben, ebenso wie die damaligen Vorstellungen zur Astronomie (und damit auch zur damals noch damit verbundenen Astrologie). Zum Teil in längeren Übersetzungen aus dem Lateinischen sind solche Abschnitte schwer zu lesen. Die beiden Lebensläufe (und Charakteristika) von Brahe und Kepler werden ausführlich geschildert.
Das letzte Drittel des Buches beschäftigt sich mit dem Zusammentreffen dieser beiden Astronomen in Prag, ihre “Zusammenarbeit” und die Tage vor dem Ableben von Tycho Brahe. Abschließend wird das Verfahren
der “Haaranalyse” beschrieben, das schließlich eine unüblich hohe Menge an Quecksilber in Brahes Haaren festgestellt hat und Grundlage der “Vergiftungs-Theorie” ist.
Die Indizien die zu Kepler als Täter führen sind gewagt. In der Argumentation schlüssig aber aus meiner Sicht sehr einseitig.
Für an Wissenschaftsgeschichte (tychonisches Weltbild, die Vermessung des Himmels) interessierte Personen ist das Buch unterhaltsam. Auch die politischen Verhältnisse Ende des 16 Jhd. sind gut verständlich beschrieben. Der Sprung zum “Mordfall Brahe” ist eine Nummer zu groß und für mich nicht mehr nachvollziehbar. Die Betrachtung ist einseitig. Sehr frühzeitig legen sich die Autoren auf ein einziges Szenario fest. Die Tatsache das Brahe auch Kenntnisse in der Alchemie hatte und eigene Tinkturen (die damals sehr oft quecksilberhaltig waren) herstellte und selbst anwendete wird vielleicht nicht ausreichend bewertet.
Muß man nicht gelesen haben.