Ein alter Mann wird tot in seiner Wohnung aufgefunden. Was nach einem natürlichen Tod aussieht, entpuppt sich als Mord. Auf seinem Schreibtisch liegen Zeitungsausschnitte zu einem anderen Mord, der sich in den Kriegsjahren in Reykjavik ereignet hat: Eine junge Frau wurde damals tot hinter dem Nationaltheater aufgefunden, zu der Zeit als das amerikanische Militär in Island stationiert war. Die Polizei ist im Fall des alten Mannes ratlos, und die Polizistin Marta bittet den pensionierten Konrað um Hilfe. Konrað beginnt in beiden Fällen zu recherchieren: Dem Fall des alten Mannes, und dem Fall der jungen Frau..
Arnaldur Indridasson gehört zu meinen Lieblingsautoren, seine Krimireihe um den Ermittler Erlendur habe ich verschlungen. Seine Einzelbände konnten mich jedoch nicht immer überzeugen. Dieses Buch knüpft in der Art aber wieder an die Krimireihe an, und konnte mich voll überzeugen.
Das Buch spielt dabei auf zwei Zeitebenen: Einerseits behandelt es die Gegenwart mit den Nachforschungen von Konrad, welcher versucht zu verstehen, ob die beiden Morde einen Zusammenhang haben, und der die letzten Aktionen des ermordeten Mannes zu rekonstruieren versucht. Die andere Zeitebene behandelt den Fund der Leiche der jungen Frau, und die Mordermittlungen damals im Krieg, die von Flovent und Thorson geleitet werden.
Erfrischend fand ich, dass die persönlichen Belange der Ermittler nur wenig Einfluss auf die Geschichte nahmen, keine unnötigen privaten Geschichten, und das was erwähnt wurde, war relevant für die Ermittlungen. Das Setting im zweiten Weltkrieg war interessant, und auch in dieser Hinsicht habe ich wieder einiges gelernt und erfahren.
Der Schreibstil ist typisch Indridasson und typisch skandinavisch; leicht melancholisch und ruhig wird der Leser durch die Geschichte geführt. Interessanterweise ist dabei der Leser derjenige, der mit der Zeit am meisten weiss: Mehr als Konrad, und mehr als die Ermittler, da er beide Zeitebenen miterlebt. Es ist spannend, wie der Autor es schafft, die Ebenen zusammenzuführen, immer wieder Berührungspunkte in Nebengeschichten einbaut, und schlussendlich zu einem interessanten und schlüssigen Ende führt. Es ist kein gewaltiger Showdown, der hier inszeniert wird, sondern eine ruhige Auflösung, und der Epilog ist so isländisch wie es nur geht.