Mein zweites Buch von Nikolai Gogol. Nachdem ich “Die Nase” gelesen habe, wollte ich mich an noch einer weiteren Novelle wagen. Diesmal geht es um “Der Mantel”. Auch hier hatte ich keinerlei Erwartungen und wollte wissen, ob diese Geschichte auch so skurril ist wie “Die Nase”. Diesmal ist es nicht skurril, sondern einfach nur traurig…
Akakij Akakijwitsch ist eigentlich ein Niemand. Er geht jeden Tag zur Arbeit, lässt sich von seinen Kollegen schikanieren und geht wieder nach Hause. Er führt daher weder ein besonderes, noch ein spannendes Leben. Und doch ist Akakij sehr zufrieden, mit dem was er tut und wie er lebt. Er ist Abschreiber in St. Petersburg, lebt in einer sehr einfachen Wohnung und interessiert sich eigentlich nicht wirklich für irgendetwas. Eines Tages bemerkte er, dass sein Mantel unbedingt erneuert werden muss und geht sogleich zum Schneider. Er hingegen meint, sein Mantel sei bereits so sehr abgetragen, dass er nichts mehr flicken könne. Einen neuen Mantel würde er ihm schneidern. Akakij wollte ablehnen, da er sich einen neuen Mantel nicht leisten kann. Trotzdem lässt er es zu und als er schliesslich seinen neuen Mantel trägt, scheint er ein anderer zu sein. Und wird auf einmal von jedem bemerkt…
Wir lernen den Hauptcharakteren kennen und erfahren wie er lebt. Doch gerade weil er alleine ist und niemanden hat, obwohl er eigentlich mit sich selber glücklich zu sein scheint, hat es mich dennoch etwas traurig gemacht. Ein ruhiger Mann, der sein Leben lebt, ohne gelebt zu haben. Er lässt sich von jedem alles gefallen und hat kein Selbstvertrauen. Als er schliesslich seinen neuen Mantel bekam, ist er wie verwandelt. Als ob der Mantel ihm Zuversicht und Glück verleihen würde. Ihm ist die Aufmerksamkeit zwar unangenehm, aber dennoch geniesst er es auch irgendwie. Doch sein Glück ist nicht von Dauer und man sieht, was es bedeutet, “arm” zu sein. Das Wichtigste wurde ihm genommen und niemand wollte ihm helfen. Und dann ist es zu spät. Eigentlich ist ein Mantel etwas banales, aber gerade weil es banal ist, ist es dennoch unersetzbar für Akakij. Man muss nicht reich sein um das teuerste besitzen zu können. Es reicht nur ein einfacher Mantel. Und die Art und Weise, wie er von jedem abgewiesen wurde, ist einfach nur traurig und grotesk. Einem Niemand wird nicht geholfen, obwohl gerade diese Menschen am meisten Hilfe benötigten.
Die Geschichte war für mich jetzt kein Highlight, aber die Message dahinter hat mich schon sehr bewegt. An dem Schreibstil von Gogol konnte ich mich dennoch nicht gewöhnen und hatte etwas Mühe. Ist nicht schwierig zu lesen, eher etwas mühsam. Für meinen Geschmack jedenfalls. Dennoch ein Klassiker, den man sicherlich gelesen haben sollte.