Schon ein gutes Jahr will ich die «Wim Hof Methode» lesen, nun war es endlich soweit. Bei der Lektüre geriet ich in einen leichten Zwiespalt: Die von Wim Hof vorgeschlagenen drei Säulen seiner Methode finde ich alle einleuchtend. Seine persönlichen Erfahrungen zur Wirkungsweise von Atmung und Kälte auf den Körper überzeugen durch ihre Einfachheit und die in diversen Studien bestätigten positiven Auswirkungen auf Immunsystem, Stressresistenz und allgemeines Wohlbefinden. Denn es müssen nicht gleich Eisbäder oder stundenlanges Meditieren sein.
Zwiegespalten bin ich mehr wegen Wim Hof als Person. Er wirkt polarisierend und auch selber etwas zwiegespalten. Er sagt, die Meinung anderer sei ihm egal, auf der anderen Seite zielt sein Handeln vor allem auf öffentliche Anerkennung ab. Er will keine Guru sein, sieht sich aber durchaus als Missionar. Allein die Tatsache, dass die Methode seinen Namen trägt zeigt, wie stark er sich mit ihr verknüpfen möchte. Wir bekommen somit nicht nur einen Sachbuchtext über die Vorteile von Atemübungen, kalten Duschen und Mentaltraining geliefert, sondern auch einen sehr persönlichen Einblick in die Person Wim Hof. Andererseits sorgt das für eine gewisse Unterhaltung. Und was er alles geleistet hat, ist durchaus faszinierend, selbst wenn ich nicht vorhabe, mich mit der Methode zu persönlichen Höchstleistungen anzutreiben.
Wie erwähnt kann er seine persönlichen Beobachtungen mittlerweile auf mehrere unabhängige Studien stützen. Zudem baut er Testimonials ein, die auf den individuellen Erfahrungen verschiedener Menschen mit teils schwerwiegenden Krankheiten basieren. Diese sind jedoch noch nicht abgesichert durch entsprechende Studien. Beim Lesen kann wegen Hofs Begeisterung schnell der Eindruck entstehen, seine Methode sei ein Allheilmittel. Gut fand ich daher den sehr nüchtern gehaltenen Frage-Antwort-Teil am Schluss, der diesen Eindruck wieder korrigiert.
Fazit: Mich überzeugt die Methode an sich. Ich dusche wieder kalt und finde es trotz der täglichen Überwindung danach immer grossartig. Mit den Atemübungen habe ich begonnen und mir die Zeit für mich zu nehmen, tut mir einfach gut. Der langfristige Nutzen wird davon abhängig sein, ob ich beides zur täglichen Routine machen kann. Für mich hat sich die Lektüre somit gelohnt.