(Inhalt vgl. Cover)
Ein wunderschönes Cover mit sanften und sich stimmigen Farben. Was der Olivenzweig und der Vogel mit der Geschichte zu tun haben, frage ich mich nach dem Ende des Buches immer noch. Ob der Titel (Lichtungen) für Erinnerungen steht, die auftauchen, aber auch wieder weggehen?
Der bildhafte Schreibstil gefällt mir gut; ich bin in Gedanken mitgereist und habe mitgelitten, ein paar wenige Momente habe ich mich auch gefreut mit den Protagonisten. Die Autorin schreibt nie parteiisch oder anklagend, auch nicht kitschig-sentimental, sondern sachlich. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass viel Biografisches in der Geschichte enthalten ist. Das Buch behandelt eine ganze Generation von Veränderungen, welche die Familie erfahren musste.
Die rückwärtige Erzählweise ist anspruchsvoll, zumindest in den ersten Kapiteln. Die fremdsprachigen Kapitelüberschriften konnte ich nicht einordnen. Nach Beendigung des Buches habe ich gemerkt, dass dazu ein paar Seiten Erklärung angefügt waren (bei eBooks wo man nicht blättert, merkt man das erst am Schluss, wenn es zu Beginn nicht mit einem Vermerk/Fussnote erklärt ist). Ich habe keinen “Flow” gefunden zwischen den eher langen Kapiteln. Die Geschichte hat mich trotzdem immer wieder - und besonders nach dem letzten (ersten) Kapitel pausieren lassen. Ich musste das Gelesene verarbeiten (auch mit Internet-Recherchen) und erst da verstand ich die Charakteren der Protagonisten. Kato mit ihrer Unruhe wegzugehen (geografisch), aber auch die Hilflosigkeit, an altem festzuhalten. Es zieht sie immer wieder zurück zu Lev - weil er ein Stück verlorene Heimat ist? Und Lev umgekehrt zieht nur aus, um Kato in Zürich zu treffen - weil sie die Sehnsucht nach der grossen weiten Welt weckt? Oder weil sie beide gemeinsam einen Neuanfang machen wollen? Das Buch behandelt eine ganze Generation von Veränderungen: Unterdrückung von Ceaucescu, Tschernobyl, Auswanderung von Siebenbürgen (oder eben nicht).
(Sie brauchten für ihre Launen und Einfälle nicht viele Worte.) Dafür kannten sie sich zu gut, dafür waren sie zu lange getrennt gewesen.
In dieser Dunkelheit liess sich die Distanz besser überwinden zwischen Zugehörigkeit und Fremdsein, Erinnern und Vergessen.
Man ist einmal gegangen, immer ein Gehender.
Jeder Augenblick enthielt alles Gewesene und war doch immer wieder ein Neubeginn. (wie Shakespeare’s Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne)
Nichts hatten sie sich sehnlicher gewünscht als die Öffnung der Grenzen, und als sie offen waren, wussten sie nicht, was mit dieser Offenheit zu tun war.
Ferry hatte einige Male versucht, eine Gesprächsschneise durch den Tisch zu pflügen. (Er versuchte es mit dem Wetter, dann mit den unzureichenden Lichtverhältnissen in den Gängen, kam aber nicht durch.)