Zum Buch: Auch für das zweite Werk zum Thema „Wahre Verbrechen“ von Christine Brand bedarf es einiger Nerven, um die sechs unglaublich unterschiedlichen Verbrechen zu lesen, zu verstehen und schließlich zu verarbeiten.
«Die Geiseln des Mörders» Das Besondere an diesem Fall ist, dass er nach dem vermeintlichen Abschluss erneut aufgerollt werden muss. Selbstverständlich soll hier nicht verraten werden, aus welchem Grund. Zudem überrascht es mich, dass bei der ersten Urteilsverkündung kein Landesverweis vorgesehen war.
«Der Tod in der Badewanne» In der Tat scheint in diesem Fall nur eines klar zu sein - nämlich, dass gar nichts klar ist. Selbst ihre profunden Kenntnisse in der Welt der Kriminalität lassen Christine Brand sprachlos werden. Minutiös, detailbesessen und in Verbindung mit internationalen Experten, speziell auf dem Gebiet der Rechtsmedizin, wird auch nach Jahren versucht, der Wahrheit auf den Grund zu kommen. Zitat: „Obwohl, oder wohl eher: Gerade weil sich die Situation nicht eindeutig erklären lässt, erhebt der Staatsanwalt Anklage.
«Wie Herr H. zum Mörder wurde» Eines gleich vorweg. Dieser Fall bewegt sich für mich schwer an der Grenze des Lesbaren. Es beginnt zwar alles recht harmlos. Eine junge Frau schenkt einem jungen Mann Vertrauen. Passend dazu. Junge, hübsche Mädchen träumen von einem Modelvertrag. Dass junge Menschen, die in miserablen Familienverhältnissen aufwachsen, der soziale Absturz droht, ist leider keine Seltenheit. Mit im “Spiel” Scheidung, Alkohol, Drogen, schlicht der Klassiker. Wie gesagt, die detaillierte Beschreibung des Tatvorgangs ist unerträglich. Wie und warum man einen solchen Mörder therapieren soll? Diese Frage stellt sich mir in diesem Zusammenhang leider einmal mehr.
«Der Tod der alten Dame» Wieder ein Klassiker. Unterschiedliche familiäre Hintergründe bilden die Basis eines ungleichen Paares. Er, Tagelöhner aus dem Drogen- und Rotlichtmilieu. Sie, sehr attraktiv, wohlstandsverwöhnt aus der High Society. Ein gefundenes Fressen für die Boulevardpresse. „Tochter soll Mordauftrag gegeben haben.“ Es steht zwar „soll“, aber die Meinungen sind gemacht trotz dem lapidaren, juristischen Hinweis auf die Unschuldsvermutung. Aber hat sie den Mord auch effektiv begangen oder in Auftrag gegeben? Der Täter hat bis zum Ende der Gerichtsverhandlung geschwiegen und damit alles entschieden. Doch warum hat er das getan? Fragen über Fragen.
«Der Vergewaltiger» Ein Sexualverbrecher wünscht sich im Gefängnis einen Besuch von Christine Brand, um sich einerseits zu erklären und andererseits sie zu bitten, über ihn einen Artikel zu schreiben. Er sei geläutert und müsste in die Freiheit entlassen werden. Ein mehrfacher Sexualmörder, mehrfach aus der Haft geflohen, mit dreisten Versteckmethoden, verschiedene Psychiater, deren Gutachten zu seiner Person unterschiedlicher nicht sein könnten, führen dazu, dass sich Brand von einer Berichterstattung zurückzieht. Ihr geht es auch um die zum Teil unbekannten Opfer, die keine Stimme erhalten würden. Das zeugt von großem menschlichem Respekt im Gegensatz zur Boulevardpresse, die in dieser Geschichte eine Chance sehen, ihre Leseranteile zu erhöhen. Zum Kotzen ist diese Art von Journalismus, begleitet von Aktionen gewisser Sozialtherapeuten, die schamlos Gelder der öffentlichen Hand verschwenden!
«Lebendig begraben» Man kann sich kaum vorstellen, in welche Panik ein Mensch verfällt, wenn er lebendig begraben wird. Die Ausgangslage für diese unglaubliche Tat ist ein Challenge zweier Jugendlicher. Dabei geht es um Mutproben, Prüfungen mit dem Ziel, dass der eine Jugendliche Macht über seinen Freund erlangt. Diese Challenges sind demütigend, riskant und teilweise lebensbedrohlich. Wie es schließlich zur kaltblütigen Ermordung kam, bei der der Mörder gleichzeitig ein Feuer macht und seelenruhig eine Wurst brät, ist nicht auszuhalten und unfassbar.
Zitat aus dem Buch: „Es gibt im menschlichen Verhalten nichts, was es nicht gibt“, sagt Volker Dittmann, forensischer Psychiater und Rechtsmediziner.
Fazit: Dass es Menschen gibt, die selbst für diese Art von Kreaturen ein soziales Gefühl entwickeln und über Therapieformen reden können, ist mir ein Rätsel. Im Fokus sollten allein die Opfer stehen!