Willa Drake ist zurückhaltend, bedachtsam, macht stets, was von ihr erwartet wird. Sie lebt ihr Leben mehr für die anderen als für sich selbst. Erst nach Jahrzehnten, nach einem traurigen Schicksalsschlag, einer zweiten Hochzeit und der eher unfreiwilligen Aufnahme der unehelichen Tochter ihres Sohnes (samt Hund) findet Willa den Mut, ihr eigenes Leben zu gestalten.
Was mich an Willas Geschichte so gefesselt hat, ist nicht nur Anne Tyler’s Gabe, dem Alltäglichen, dem Grossen im Kleinen das Gewicht zu verleihen, das es verdient. Die Gliederung des Buches in Lebensabschnitte - Willa als elfjährige Schulmusikantin, als verliebte College-Studentin, als junge Ehefrau und Witwe - katapultiert die Leserin mitten hinein in die Launen der Zeit, wie sie uns allen begegnen. Ich habe zusammen mit Willa geträumt, gehofft, getrauert und Zuversicht geschöpft wie mit kaum einer anderen Protagonistin.