Die Handlung ist in diesem Buch nicht das Essentielle, es erzählt wie eine alte Frau, Signe, im Jahr 2002 auf der Bank liegt, und darüber nachsinnt, wie Asle, ihr Mann, an einem Novemberabend 1979 nicht wieder heimgekehrt ist. Ist er in seinem Boot trotz stürmischem Wind rausgefahren in den Fjord? Gleichzeitig blitzen die Bilder von Asles Familiengeschichte durch die Erinnerungswelt der alten Frau. Die Geschichten ihres Mannes Asle laufen durch ihr Kopfkino, und wir als Leser sind mittendrin. Wir lesen also, zum Beispiel, wie Grossvater Kristoffer dem kleinen Asle am 17. November 1897 ein Boot schenkt. Wie Asle an seinem 7. Geburtstag mit dem Boot spielen geht und ertrinkt. Wie die Mutter mit dem Toten, dem Geburtstagskind das Haus betritt. Der Kristoffer muss seiner Frau beibringen, dass der kleine Asle tot ist, gestorben an seinem 7. Geburtstag. Was an diesem Buch fasziniert, ist die Art und Weise, wie erzählt wird. Dem frisch gekürten Nobelpreisträger gelingt es in einer sehr präzisen, sehr knappen Sprache und mit sich stets wiederholenden Gedankenelementen die Spannung aufzubauen, jedes Mosaikteilchen der Familiengeschichte wird mit Verzögerung aus der Erinnerung der alten Signe zu einem Bild der Lesenden. Nichts für Ungeduldige also, doch Geduld mit der raffiniert zelebrierten Verzögerung wird belohnt. Denn diese Bilder,die uns die Erinnerungen Signes bescheren, die sind so einzigartig und bewegend geschrieben, wie ich es selten gelesen habe.