Die 14-jährige Billie und ihre Mutter Marika leben in einfachen Verhältnissen. Sie spielen in ihrer Hochhaussiedlung Urlaub mit Fruchtsaft und Liegestühlen, weil das Geld für echte Drinks nicht reicht und für Urlaub schon gar nicht. Fantasie und gute Laune gehen den beiden trotzdem nicht aus – bis die Grossmutter aus Ungarn unerwartet anreist. Billie verliert nicht nur den bunten Alltag, sondern auch ihre Mutter. Auf eigene Faust macht sie sich mit dem alten Nissan auf die Suche nach ihrem unbekannten Vater und all den Antworten auf die Fragen, die ihre Mutter ihr nie beantwortet hat.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Es ist leicht zu lesen und doch tiefgründig. Die Geschichte packt einen gleich von Anfang an.
«Der Anfang war der letzte Tag vor den Sommerferien.
Der Anfang war ein Song im Radio.
Der Anfang waren grosse Pläne.
Vielleicht war der Anfang alles zusammen.» (S.9)
Billie ist mir sehr ans Herz gewachsen und sie scheint mir auf ihre eigene, jugendliche Art und Weise glaubhaft. Auf der einen Seite verhält sie sich teilweise schon sehr überlegt und weit für ihr Alter, andererseits spürt man, dass sie noch jung und sprunghaft ist. Die Umstände (niedriges Einkommen, zerrüttete Familienverhältnisse, viele erwachsene Bezugspersonen, der Verlust ihrer Mutter) haben sie offensichtlich geprägt.
«Seit meine Grossmutter da war, teilten wir uns die Luftmatratze im Wohnzimmer, wie damals, als ich noch ganz klein war. Ich stellte mir vor, dass wir auf einem Floss trieben. Über mir funkelten Milliarden Sterne, und unter mir erstreckte sich der Meeresgrund. Ich hatte einmal gelesen, dass das Weltall besser erforscht war als die Tiefsee. Ich lag auf dem Rücken, an der Grenze zwischen Wasser und Luft, und liess mich in den Schlaf schaukeln.» (S.91)
Den Mittelteil empfand ich nach dem wunderbaren Start als etwas schwächer, der Schluss ist jedoch nochmals spannend und ergreifend. Ich liebe es, wenn eine Geschichte mit den letzten Sätzen einen perfekten Bogen zum Anfang schlägt. Es bleibt zwar vieles offen, aber im Setting dieser Geschichte hat mich das nicht gestört - manchmal klären sich nicht alle Fragen im Leben, manchmal enden Freundschaften einfach, besonders im Alter von Billie. Der Schreibstil, die Mutter-Tochter-Beziehung und die berührende Darstellung von Trauer waren für mich die Highlights von «Paradise Garden».
«Ich war eine Pflanze ohne Erde. Ich war eine Schnecke ohne Haus. Ich war ein Käfer, der auf dem Rücken gelandet war.» (S.140)