…hier jedoch vernehme ich zwar (schrille) Töne - doch ‘Musik’ wird keine daraus - schade eigentlich, denn es hat durchaus gute Gedanken und bedenkenswerte Ansätze - doch diese torpediert Zander mit seinem spitzig-scharfen Schreibstil. Was er an Gift versprüht und Häme ausschüttet… das ist mitunter schlichtweg ‘widerlich’ - und wenn er einen andern Wissenschaftler, Theologen, Kirchenmann oder -vater, oder wen auch immer auf dem Kieker hat, ist kein Halten mehr. Er teilt grosszügig Breitseiten aus - und macht so den Eindruck eines Besserwissers, der allein die einzige wahre Wahrheit gepachtet hat - und diese nun auf die andern Dummköpfe nieder schlägt… Eigentlich schade!
Zunächst beleuchtet er die Tatsache, dass Jesus als Single gelebt und diese Form auch ‘propagiert’ hat. Spannend, sich einmal bewusst zu machen, WAS das in einer patriarchalen Gesellschaft, die sich über Familie definierte, bedeutete. Auch hier spitzt er mitunter zu und wird zynisch. Es lässt sich damit leben, denn man realisiert schnell, wie er andere Meinungen nicht goutiert und sofort den Griffel spitzt, um verbal ‘zuzustechen’.
Von Jesus ausgehend geht’s über Paulus und die Wüstenväter zu Franziskus, Klara, Katharina und Thersia von Jesus. In den Kapiteln der Heiligen ist Zander dann etwas milder gestimmt - um dann um so heftiger zuzuschlagen im sechsten Kapitel. Was er da an Spott über Joachim Meisner ausgiesst, ist schon jenseits des Guten Tones - und ich wundere mich, dass man in einem Buch so sehr geifern darf… Jedenfalls schreibt er sich ziemlich in Fahrt, was dann auch die Biblische Geschichte nach Genesis nicht verschont. Nach Zander hat JHWH den Götterhimmel aus Protest verlassen, seine Liebesbeziehung zu Astarte aufgekündigt - diese mutiert zum Heiligen Geist - und bleibt somit JHWH auf den Fersen. - Über soviel ‘Abstrusität’ konnte ich nur den Kopf schütteln…
Mit Sören Kirkegaard als Schlusspunkt nimmt Zander ein letztes Mal den Zweihänder - und teilt nochmals tüchtig aus. Was letztendlich darin gipfelt, dass Zander im Single den Typus des Urchristen sieht und gleichzeitig darin die Rettung der Welt, denn schliesslich sind es die Familien, die den Planeten ruinieren mit Überbevölkerung - und allem was es beinhaltet. (Ich kann bloss den Kopf schütteln…)
Wie gesagt, ‘schade’, dass Zander sich wie ein Elefant im Porzellanladen benimmt - die guten Gedanken gehen in seinem Getrampel ebenfalls kaputt - ich habe das Buch ausgelesen, ja, aber irgendwie fühle ich mich angeekelt und beschmutzt… Etwas, das mir bei einer Lektüre noch nie passiert ist…