Ich habe die deutsche Ausgabe, Kabel 1996 gelesen:
Mit «Sabina» schreibt der norwegische Autor Karsten Alnaes eine ergreifende Lebensgeschichte einer verkannten Frau. Sabina Spielrein kommt als russische Patientin nach Zürich zu C. G. Jung und wird von ihren Leiden geheilt. Sie studiert Medizin und wird zu einer bedeutenden Psychiaterin, die schon früh den Zerstörungstrieb des Menschen erkennt und beschreibt (Freud wird ihre Erkenntnisse dann verwenden und Sabina nur in einer Fussnote erwähnen). Das Liebesverhältnis zwischen Sabina und Jung endet dramatisch, Sabina steht künftig zwischen Jung und Freud und versucht zwischen beiden zu vermitteln.
Immer bleibt sie verbunden mit ihrer Familie in Russland, und übersiedelt nach einer fruchtbaren Zeit in der Romandie mit ihrem Mann Paul nach Moskau.
Den Hintergrund ihrer Geschichte spielen die Wirren der Zeit, die russische Revolution, die wachsende Judenfeindlichkeit und die Pogrome in Russland, Deutschland und wieder Russland, die Irrungen der neuen russischen Parteifunktionäre und das Verbot der Psychoanalyse in Russland. Drastisch schildert der Autor die Grausamkeiten und das mörderische Gemetzel sowohl der russischen als auch der nazideutschen Staatsmacht.
In kurzen Abschnitten wird das tragische und brutale Ende von Sabina und ihrer Familie in Rostow eingeblendet.
Gerade in diesen Tagen der erneut aufflammenden Kriegswirren erscheint der Roman brandaktuell, die Frage nach dem Zerstörungstrieb, nach der Grausamkeit der Menschen wird drastisch gestellt. Sabina sieht klar die zerstörerische Macht von Rache und Kadavergehorsam, von totalitären Staatsideologien und Apparatschicks. Die Antwort auf den von ihr beschriebenen und leider allgegenwärtigen Zerstörungstrieb gibt Sabina mit ihrem Leben: hingebungsvolle Liebe und Fürsorge für die Menschen bis zur Erschöpfung und letztlich – tragischen - Auslöschung.