Lars, 49 Jahre alt, bekommt seit Erwachsenwerden sein Leben nicht in den Griff. Lebenswerk vielfach begonnen, aber nie vollendet, Studium geschmissen, Arbeit zugunsten besagten Lebenswerks an den Nagel gehängt, stattdessen professioneller Prokrastinierer und Fantast geworden, mit dem völlig unterschätzten Talent, alles Unschöne auszublenden. Aber heute, am 31. Dezember soll damit endlich Schluss sein. Seine Johanna gilt es zurückzuerobern und das klappt nur, wenn er ihr beweisen kann, dass er sich geändert hat. Also To-Do-Liste schreiben und: Bett der Tochter aufbauen, aufräumen und putzen, Steuererklärung machen, Lebenswerk vollenden, Regenrinne von Herbstlaub befreien, Vater anrufen, Nudelsalat kochen und Geschenke einpacken. Was kann da noch schiefgehen?
Der liebenswert chaotische Ich-Erzähler schreibt im Präsens von diesem einen Tag und nebenbei in Rückblenden von seinem bisherigen Leben. Dabei wechselt er zwischen wahnwitzig rasantem und depressiv-lethargischem Tempo ab, beschert uns urkomisches Kopfkino und philosophische Momente über den (Un-)Sinn des Lebens. Er hat fast ausschliesslich nur sich selbst als Gesellschaft, führt lediglich in Gedanken Zwiesprache mit Kindern und Johanna. Einzige Ausnahme bildet ein Telefonat mit seinem Vater. Die Spannung baut sich hin zum neuen Jahr mit jeder Seite, jedem Kapitel weiter auf: Wird er schaffen, was er sich vorgenommen hat? Toll auch die Bewusstseinsströme, die in rascher Folge aufeinander aufbauenden Gedanken, mit denen er sich und uns in die Höhe schraubt oder in die Tiefe stürzt.
«Kleine Probleme» ist wieder so ein Buch, das für mich genau im richtigen Moment kam. Schmal, rasant, urkomisch und doch von Bedeutung bin ich Lars Cornelius Messerschmitt durch den 31. Dezember, den Tag aller Tage für neue Vorsätze gefolgt und beschwingt mit ihm ins restliche Leben gestartet.