November 1924. Der Ozeandampfer Endeavor ist bereits einige Tage auf See, als ein Passagier an Bord zu Tode stürzt. Der übereifrige, junge Ermittler James Temple glaubt nicht an einen Unfalltod und will im Namen von Scottland Yard ermitteln. Erlaubt ist ihm dies nur an der Seite von Schiffsoffizier Timothy Birch. Gemeinsam decken sie immer mehr Ungereimtheiten auf, welche tatsächlich auf Mord hindeuten. Doch mit nur wenigen Tagen, bis die Endeavor in den Hafen von New York einläuft, fehlt es Birch und Temple an Zeit, um den Mörder seiner gerechten Strafe zuzuführen. Dafür müssen die beiden aber ihre Streitigkeiten beilegen und an einem Strang ziehen, denn schon bald könnte ihnen der Täter für immer entkommen. Oder nochmals ein Leben nehmen.
Der Sommer hat mich in Stimmung gebracht, wieder einmal einen Krimi zu lesen. Da meine Mutter und ich gerne Zeit auf See verbringen und ich eine Vorliebe für die 1920er habe, war dieses Buch der perfekte Kandidat, um mir bei einer langen Zugreise. Doch leider sind Krimis in meinem Falle immer so eine Sache. Ich lasse mich vom Klappentext begeistern und komme dann beim Lesen kaum über Seite 50 hinaus. Bei diesem Buch war diese Blockade allerdings weit weniger schlimm und kaum war sie überwunden, konnte ich nicht mehr mit dem Lesen aufhören. Das Ende kam dann so unerwartet, dass ich nun, einen Monat nach dem Lesen immer noch nicht über das Ende hinweg bin.
Das Buch macht mit seinem Inhalt kaum Höhenflüge. Der Plot ist zwar nicht vorhersehbar, folgt aber dennoch eher einem Schema, das man bereits aus zahlreichen Krimis kennt. Wer hier detektivische Meisterleistungen oder die grosse Intrige sucht, sollte vielleicht eher zu einem anderen Buch greifen. Dennoch kann es mit einem gelungenen Schreibstil und einem guten Pacing überzeugen, welches die Leserschaft am Ball behält. Am Ende des Buches werden die grössten Fragen geklärt und es ergibt sich ein sehr stimmiges Gesamtergebnis.
Die grösste Stärke liegt aber definitiv in den Figuren. Gerade das Ermittlerduo Temple und Birch zeigen eine schöne Dynamik. Ihr Verhältnis zueinander ist zwar gerade am Anfang unterkühlt und ihre Zusammenarbeit steht unter einem schlechten Stern. Im Laufe des Falles gewöhnen sich die beiden aneinander und es kommt immer wieder zu schönen Situationen, die mich mitgerissen haben. Für mich persönlich kommt die Geschichte erst richtig mit den beiden Ermittlern zu Stande. Aber auch die Nebencharaktere sind interessant und ihre Verstrickungen konnten immer wieder mein Interesse wecken. Die Anzahl an Figuren bleibt übersichtlich und man kann sich die einzelnen Personen gut einprägen und verliert nie den Überblick.
Grundsätzlich ist “Der Tod reist mit” ein super Unterhaltungskrimi, der sich perfekt eignet um seinen Geist schweifen zu lassen. Wer also zu viel von moderner Forensik und immer komplizierteren Fällen hat, der wird sich über diesen Krimi sehr freuen. Auf jeden Fall ein guter Krimi für einen entspannten Sommer.