Olga Tokarczuk beeindruckt erneut mit einem außergewöhnlichen Werk, das sich wunderbar zwischen Realität und Fantasie bewegt. In ihrem Buch entführt sie uns ins Jahr 1913, wo wir den polnischen Studenten Mieczyslaw Wojnicz ins Sanatorium begleiten, wo er seine Tuberkulose heilen will.
Die Fähigkeit der Autorin, ihre Worte so bildhaft und detailreich zu wählen, lässt uns sofort in die Szenerie von Görbersdorf eintauchen. Es ist beeindruckend, wie Tokarczuk die Atmosphäre dieser Zeit einfängt und uns mitten in die Gedankenwelt der männlichen Patienten eintauchen lässt, die miteinander diskutieren und philosophieren. Meistens sind diese Gespräche sehr frauenfeindlich.
Obwohl die darin vorkommende Misogynie heute unvorstellbar erscheint, gelingt es der Autorin meisterhaft, diese überzeichnete Darstellung als Kontrast zu setzen. Tokarczuk bringt brillante Wendungen ein, indem sie feministische Horrorelemente, mysteriöse Genderunklarheiten und geheimnisvolle Waldwesen einführt. Dadurch verdeutlicht sie die Kluft zwischen Vergangenheit und Gegenwart und führt uns auf eine unerwartete und fesselnde Reise.
Das Buch verblüfft durch seine Originalität und die Art, wie die Erzählstimme uns mitnimmt. Die Verwendung von Frauengeisterwesen als Erzählerinnen verleiht der Geschichte eine zusätzliche Dimension, die uns tiefer in die Welt der Kämpfe der Frauen eintauchen lässt.
Insgesamt ist Olga Tokarczuks Werk ein unglaubliches Leseerlebnis, das uns mit jeder Seite fesselt und zum Nachdenken anregt. Ihre Fähigkeit, historische Elemente mit fantastischen Elementen zu verweben, macht dieses Buch zu einem wahren Meisterwerk der Literatur. Eine klare Empfehlung für alle, die sich von außergewöhnlichen Geschichten verzaubern lassen wollen!