… über einen 14-jährigen und seine erste Liebe.
Ende der 70er besucht Julle, der bereits seit drei Jahren weiss, dass er schwul ist, die 8. Klasse eines musischen Gymnasiums, als Axel vor den Sommerferien neu in die Klasse kommt. Julle verliebt sich prompt in ihn. Am Ende werden sie sich nur 31 Tage gekannt haben. “Das sind 744 Stunden oder 44640 Minuten oder 2678400 Sekunden oder ein ganzes Leben.”
Stephan Lohse lässt “Das Summen unter der Haut” von seinem Ich-Erzähler überwiegend im Präsens erzählen. So entsteht eine Unmittelbarkeit und Nähe zum jugendlichen, von den üblichen Unsicherheiten geplagten Protagonisten, die gerade seine Emotionen und die um ihn herrschende Stimmung umso erlebbarer macht.
Die unbeschwerten Nachmittage im Freibad, die verschworenen Vormittage in der Schule, die Zeit im teils bedrückenden Elternhaus und die Freiheit beim geheimnisvollen Erkunden einer abgebrannten Hütte lassen Julles Welt wirklich werden. Obwohl seine Jugend stark in ihrer Zeit verankert ist, sind die Stimmungen universell und laden zur Identifikation ein.
Die Sprache ist oft körperlich, einfach weil die sich verändernen Körper zu diesem Zeitpunkt so präsent sind. Da wird geschaut, verglichen und bewundert, aber nie abgewertet (höchstens bei sich selbst). Zeitliche Markierungen bieten die beschriebene Kleidung (Nikki-Pullover und Haartolle), Süssigkeiten (Nogger), Musik (Supertramp und Queen) der Hinweis auf die RAF und die Entführung eines Präsidenten.
Julle ist sich seiner Homosexualität schon lange bewusst, aber wie er damit vor anderen umgehen soll, weiss er noch nicht. Er hat Angst vor der Reaktion der anderen, ist unsicher und zurückhaltend. Trotzdem erfahren seine Klassenkameraden und sein Vater nach und nach davon. Toll ist, wie sie reagieren. Vor allem die anschliessend sich entwickelnde Freundschaftsspiel zu Jörg fand ich einfach nur schön.
“Das Summen unter der Haut” ist ein stiller, von Nostalgie und Sommerflair geprägter, humorvoller und zärtlicher Roman, der mich auf seine Art verzaubert hat.