Ein Bergsturz - Dröhnen, Poltern - Stille. Das ist die Ausgangssituation zu diesem Roman. Zuflucht finden zehn unterschiedlichste Menschen in einer Berghütte - das Pächterpaar ist durch puren Zufall an diesem Tag da. Ein grosser Teil des Hauses ist zerstört. Eine Japanerin ist verletzt. Auf engstem Raum müssen sie ausharren. Zwei Tage und zwei Nächte auf engstem Raum zusammengepfercht, Raum, Zeit, Wasser, Essen, Getränke, Feuerzeug teilen. Drei Paare, der Freund eines Paars, zwei Freundinnen und ein junger Mann unterschiedlichsten Hintergrunds. Eine Person kommt ums Leben.
Die Geschichte schildert die Konflikte, welche in einer Katastrophensituation aufbrechen. Der Grüne trifft auf Klimawandelleugner, Mann - Frau, Mann, der in die Frau des Freundes verliebt ist.
In diesem Drama schildert Angelika Waldis all das sehr gekonnt, dicht, ohne zu viele Worte, bringt es direkt auf den Punkt. Ihr Erzählstil, die Sprache passen sehr gut zu den Personen und der Situation. Ich hatte ein präzises Bild von den Charakteren und der Situation, der Umgebung vor Augen - fast hörbar.
Das Ende des Romans - der kurze zweite Teil - ein Jahr nach dem Ereignis war dann sanft, versöhnlich und zeigt zwei der Menschen in der Situation, wenn die Bedrängnis weg ist. Beides anzuschauen ist sowohl spannend und der Abschluss des Buches lässt einen wieder aufatmen.
Der Roman gehört im weitesten Sinn unter Klimafiktion eingereiht - noch mehr geht es darum, wie wir Menschen werden - oder zu werden drohen - wenn der Tropfen überläuft und die Haut zu dünn wird.
Sehr empfehlenswert.