Äthiopien, 1935. Eine junge Sklavin versteckt das alte Gewehr ihres verstorbenen Vaters. Es enthält nur eine Kugel. Es ist das Einzige, was ihr von ihren Eltern geblieben ist. Ihr Boss entwendet ihr die Waffe. Man hat beinahe Mitleid mit der jungen Sklavin. Nur beinahe. Sie beschliesst, sich das Gewehr zurückzustehlen. Verständlich. Aber auch langweilig.
Die Geschichte dümpelt vor sich hin, mit überflüssigen Szenen, ständigen (und oft unnötigen) detaillierten Beschreibungen und irrelevantem Hin und Her. Zusammengefasst ist die Sprache ein zäher Fluss an Worten. Ausserdem wird die direkte Rede ohne Anführungs- und Schlusszeichen dargestellt. Wenn sich eine Gruppe von Leuten miteinander unterhält, ist nie klar, wer wann ¨überhaupt redet oder ob es sich doch nur um eine aussenstehende Szenenbeschreibung handelt. Das Leseerlebnis ist mühsam und ermüdend.
Nach 90 von gut 400 Seiten habe ich das Buch abgebrochen. Ich denke, es könnte mit ein wenig mehr Hintergrundwissen und spezifischem Interesse an Äthiopien im Jahre 1935 bestimmt interessant sein, aber definitiv nicht für den Durchschittsleser / die Durchschnittsleserin. Eine Portion Durchhaltevermögen ist ausserdem hilfreich. Ich persönlich fühlte mich nicht in den Bann gezogen.
Ich war 2019 an der Lesung dieses Buches in Zürich und die Autorin schien ein unglaubliches Wissen über diese Zeit zu besitzen. Sie machte den Eindruck, die Geschichte sehr genau durchgedacht zu haben. Basierend auf der Lesung hatte ich mehr von diesem Buch erwartet. Gerne hätte ich es zu Ende gelesen, um die Essenz erfassen zu können, aber dafür war mir meine Zeit dann doch zu schade. Vielleicht wäre es den Aufwand am Ende Wert gewesen, wer weiss.