Politiker weisen mit der Aussage: »Hiermit gebe ich meine Interessensbindung bekannt» darauf hin, dass sie in einer speziellen Verbindung mit einem Thema stehen. Das mache ich hier nun auch: «Ich wohne in Scuol». Das hat emotional mit dem Buch etwas zu tun, in welchem Scuol, die Gegend und die Menschen, die hier leben eine zentrale Rolle spielen und hervorragend beschrieben werden. Zudem sind in diese Geschichte Passagen eingeflochten worden, die in abgeänderter Form, hier tatsächlich geschehen sind.
In Bezug auf die Suche von Lina nach Ihrem Vater zitiert Andres Bruetsch zu Beginn des Buches Bertolt Brecht: »Dass das weiche Wasser in Bewegung mit der Zeit den mächtigen Stein besiegt. Du verstehst, das Harte unterliegt.» Dieses Zitat sollte am Ende stehen, denn es verstärkt die Wirkung der Aussage enorm!
Wer ist Pejdr Vuolp? Diese Frage zieht uns bis über weite Strecken des Buches in den Bann. Ein Verwirrspiel der besonderen Art, denn im Verlauf der Handlung werden Wahrheiten zu Unwahrheiten. Hinweise zu Irrwegen. Zufälle zu einem Glücksfall sowie Szenerien die skurriler kaum sein könnten.
Die Geschichte wird angereichert mit Zeichnungen von Livia Gnos zu einigen Gedanken von Lina. Das ist insofern genial gewählt, da Lina wenig spricht. Sie denke beim Reden zu viel und ihre Sätze würden dadurch zu kompliziert vorgetragen, darum zeichne sie lieber, meint sie. Beides zusammen ergeben ein harmonisches Gesamtbild.
Zum Cover: Meine persönliche Interpretation: Das Cover zeigt eine Abstraktion zwischen einer psychologischen Wahrnehmung, einer Verwirrtheit und dem menschlichen Ursprung, der Erde.
Zitate aus dem Buch: «Es gibt Zeiten, da muss man wegsperren, was sich zu erhalten lohnt. Aber hör zu, nachdem ich über zwanzig Jahre lang geschwiegen habe, rede noch immer ich. Anschliessend bin ich wieder ruhig: mission accomplished.»
Fazit: Ein hervorragendes Buch welches ich unbedingt auf meine Liste der wenigen Lieblingsbücher aufnehmen musste. Nicht nur weil es das Unterengadin und seine Menschen treffend beschreibt, sondern weil es in einer Sprache geschrieben wurde die wie Musik klingt.