Dorn bringt in gut verständlicher Sprache die Person und Theologie des Paulus nahe.
Zunächst versucht er, ihm ‘biografisch’ auf die Spur zu kommen - und entdeckt einige Unstimmigkeiten zwischen der Apostelgeschichte, die sich in weiten Strecken wie eine ‘Paulus-Biografie’ liest und dem O-Ton des Völkerapostels in seinen (authentischen) Briefen. Gerade die zahlreichen Synopsen sind spannend, weil man durch das Nebeneinander der Texte erst merkt, wo der Hase begraben liegt!
Die Theologie des Paulus wird aus den Briefen heraus geschält, die man heutzutage als ‘echt’ ansieht. Dabei behandelt Dorn Brief um Brief, mitunter auch mit einem Schlaglicht auf ein ganz bestimmtes Thema, wie etwa die Frauenfrage, die Rechtfertigung oder die Auferstehung.
Gerade im Zusammenhang der Rechtfertigung oder des Abendmahles (bzw. Eucharistie) macht Dorn auf die Verständnisunterschiede der beiden Konfessionen (kath./ref.) aufmerksam - und zieht immer wieder spannende Schlüsse in Bezug auf den Bedeutungsinhalt des Vorgefundenen. So etwa zu den unterschiedlichen Überlieferungen der Einsetzungsworten oder zur Tradition allgemein.
Gelungener Abschluss des ganzen Buches bildet ein fiktives Interview mit Paulus. Es liest sich als kompakte Zusammenfassung dessen, was Dorn zuvor untersucht und aufgefächert hat.
Trotz der fundierten Kenntnisse und Recherchen muss auch Dorn einiges offen lassen, das sich nicht mehr rekonstruieren lässt, zum einen gibt es keine Verschriftlichung der Ansichten der Gegener, zum Andern ist auch einiges verloren gegangen. Was sich nicht weiter zu untersuchen lohnt, weil es reine Spekulation und/oder auch nicht relevant ist, lässt er so stehen, wie es steht.
Eine sehr gute Studie, die sich für alle ‘Paulus-Interessierten’ lohnt.