Ich lese noch nicht all zu lange Dark Romance, daher wähle ich sie mit bedacht und bin auf dieses hier gestossen. Der Titel “Rough Hands” hat es mir angetan, wobei ich in einer etwas anderen Richtung gedacht habe. Von der Autorin habe ich schon einiges gehört und war daher sehr gespannt, ihr Buch zu lesen.
Chiara wurde gekündigt, weil sie mit ihrem Ex-Freund Schluss gemacht hat und sie beide in der selben Firma arbeiten. So wütend sie zuerst war, um so glücklicher war sie, als sie noch am selben Tag eine neue Stelle fand. Und zwar in der Belissima-Begleitagentur als Empfangsdame. Dort trifft sie auf den mürrischen Chef Francesco mit den rauen Händen. Verdammt gut aussehend und mit einer dominanten Ausstrahlung. Beide merken, dass da eine enorme Anziehungskraft zwischen ihnen besteht. Doch kann sich Francesco seiner Dunkelheit stellen?
Ein Dark Romance mal anders. Wir lernen gleich Chiara und Francesco kennen. Die Kapitelsicht wechselt sich zwischen ihnen ab, so dass wir immerzu wissen, was der andere gerade denkt und fühlt. Der Anfang hat gecatcht, weil wir mit Chiara erleben, wie sie gefeuert wird und sich auf die Suche nach einem neuen Job macht. Dann das Treffen mit Francesco; es hat gewaltig zwischen ihnen geknistert, das war ziemlich spürbar. Danach wurde es tiefgründiger: wir erfuhren über deren Vergangenheit, die alles andere als schön war. Insbesondere Francesco muss täglich gegen seine Dämonen ankämpfen. Es ging nicht nur um Sex, es geht tiefer. Unüberwundene Traumata, Selbstzweifel, Unsicherheit, Ängste und dem angeblichem Idealmass. Hier wird gezeigt, dass jeder Mensch auf seiner Weise Perfekt ist. Egal, ob er blaue Haare hat, eine krumme Nase, ein paar Kilos mehr auf den Rippen… all das ist egal, denn Schönheit liegt in den Augen des Betrachters. Ich fand es mega gut, wie die Autorin diese Themen behandelt hat. Die Informationen kamen nach und nach, so dass sich der Leser nicht überrumpelt fühlte. Es war zum Teil sehr emotional, aber auch sehr schön. Die Vorlieben spielen hier auch eine grosse Rolle. Niemand sollte sich für das schämen, denn jeder ist einzigartig. Es gibt kein “Standard”. Beide Charaktere mögen es härter und wollen es gemeinsam ausleben. Ich persönlich mag BDSM überhaupt nicht, daher konnte ich diese Vorliebe nicht nachvollziehen. Dennoch war es zwischen den beiden Charakteren stimmig. Es passte zu ihnen, so wie ihre Charakter zusammen harmonieren. Mir brach es das Herz, als wir den Ausmass von Francesco’s Schmerzen erfuhren und wie er dabei handelte. Diesmal war es nicht die Frau, die voller Zweifel und kaputt war, sondern der Mann. Auch Männer dürfen Schwäche zeigen, hier wurde es sehr gut aufgezeigt.
Die Nebencharaktere mochte ich auch alle sehr. Alessandro, Franco’s bester Freund, zwar ein riesen Macho, hat aber dennoch das Herz am richtigen Fleck. Sara mochte ich auch sehr, ihre Sympathie konnte man fast greifen. Man sollte sich niemals vom Aussehen täuschen, schlussendlich weiss man nicht, was diese Person alles erlebt hat. Leider ist dies immer noch so, dass Menschen viel zu schnell verurteilt werden. Daher empfand ich dieses Buch sehr erfrischend, auch wenn es etwas härter ran ging. Auf mich wirkte es sehr authentisch, liebevoll und vor allem sehr tiefgründig. Über solche wichtige Themen redet man leider viel zu selten.
Tiefgründig, emotional mit interessanten Charakteren und expliziten Szenen. Wer gerne mit Dark Romance anfangen möchte, ist dieses Buch sehr gut dafür geeignet.
