Inhalt vgl. Cover
“Ich kann mich nicht mehr an meine alten Träume und Ziele erinnern und an all die Dinge, die mir mal wichtig waren.”
Ich habe das Buch ausgewählt, weil meine Eltern genau in diesem Alter den Start des Zweiten Weltkriegs erlebt haben. Und weil das Dorf meines Vaters von den Allierten bombardiert wurde und eine ganze Familie ausgelöscht hat (an der Grenze zu Deutschland) und meine Mutter in Schaffhausen immer wieder wegen der Fliegeralarme in Deckung gehen musste. Was all die Ängste, Fragen, Wünsche und Träume von Yeva anbelangt, so scheinen sie nicht viel anders zu sein, als jene meiner Eltern 1939-1945.
Es tröstet mich, dass Yeva via Schulchat (der über das ganze erste Jahr im In- und Ausland funktioniert hat) verbunden war. So konnte sie sich mit Gleichaltrigen austauschen, ihre Ängste teilen und sich getragen fühlen. “Wenn man nicht alleine ist, macht alles weniger Angst.”
Sich vorzustellen, dass es nur noch dieses eine Thema gibt, dass die Welt nur noch aus dem Jetzt besteht, ist schwierig. Ständig bereit, um bei einem Alarm oder Raketenlärm wegzurennen, in den kalten Keller zu steigen, nicht zu wissen, wann man wieder an die frische Luft gehen kann - muss eine echte Tortur sein. “Ich habe das Gefühl, mein Herz wird zerquetscht.”
Der Schreibstil und die Fotos im Buch liessen mich wirklich teilhaben an der Geschichte von Yeva und vielen andern Kindern, Jugendlichen, ihren Grosseltern und weiteren Verwandten. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob dieser Schreibstil der Original-Schreibstil eines 12jährigen Mädchens ist. Ich habe mich gefragt, inwiefern der Verlag oder die Übersetzerin die Worte von Yeva umgeschrieben haben.
Interessant fand ich die Beziehung zur Grossmutter, bei der Yeva aufgewachsen ist. Von den Eltern hat man nichts erfahren, sie leben beide im Ausland. Das hätte mich ebenso interessiert. Insgesamt war ich über das Geschilderte dann doch nicht so überrascht. Wir leben ja mit den Bildern und den Informationen zeitnah und werden damit ständig bedient.
“Die Welt hat sich verändert - wenn ich sie wiedersehen darf, hat sie ganz neue Farben.”