Mit seinem Debütroman bringt Giuliano da Empoli den Leser:innen über ein nächtliches Gespräch des fiktiven Putin-Beraters Vadim Baranow mit dem Erzähler die Aktivitäten und das Machtregime des Kreml unter Putin näher. Die Personen und Begebenheiten sind real, die Dialoge fiktiv.
Den Zaren, wie der Berater den Machthaber nennt, vermag er gut zu charakterisieren. Die zunehmende Einflussnahme über die Mach der Medien, Inszenierungen, nur mit einem Ziel, um jeden Preis die Macht und den Schein zu erhalten.
Ein intelligenter Pageturner, spannend und äusserst aufschlussreich. Es trägt viel bei zum Verstehen des aktuellen Zeitgeschehens.
“Wenn du davon ausgehst, dass wir nicht wegen der Dinge an sich leiden, sondern wegen des Urteils, das wir über sie fällen, dann kannst du danach streben, die Kontrolle über dein Leben zu übernehmen. Andernfalls bist du dazu verdammt, mit einer Kanone auf Spatzen zu schiessen”.
“Der Mann, mit dem ich gerade gegessen hatte, würde sich niemals von irgendjemandem leken lassen. Man konnte ihn vielleicht begleiten, und das wollte ich auch versuchen, aber führen konnte man ihn sicher nicht. Und das sollte Boris im eigenen Interesse besser so schnell wie möglich begreifen.”
“Die Politik verfolgt ein einziges Ziel: Sie reagiert auf die Ängste der Menschen. ….. Die Vertikale der Macht ist die einzige befriedigende Antwort, nur sie kann dem Menschen die Angst nehmen, der Grausamkeit der Welt ausgesetzt zu sein. Deshalb wurde nach den Bombenanschlägen ihre Wiederherstellung mehr denn je eine Priorität des Zaren.”
“Dennoch beging er (Clinton) schon beim ersten Gespräch einen Fehler. Er fragte den Zaren nach Jelzin, seinen alten Freund Boris. Und es war ihm nicht klar, dass er damit die Erinnerung an eine Demütigung weckte, die keiner von uns je würde verdauen können.”
“Ich bin ja kein Politologe, aber als Schachspieler würde ich sagen, dass es mehr oder weniger das Gegenteil einer Partie ist. Beim Schach bleiben die Regeln gleich, aber der Sieger wechselt ständig. In Ihrer souveränen Demokratie ändern sich die Regeln, aber der Sieger ist immer derselbe.” ,,, “Es gibt kein brutaleres Spiel als Schach, wissen Sie.” Ich lächelte ihm sanft zu. “Sie wissen ja nicht, wovon Sie reden, Professor: Die Politik ist entschieden brutaler.”
“Es geht nicht darum, sie zu schlagen oder sie zu zwingen, nur darum, eine Bewegung zu begleichen, die bereits stattfindet. Der Zar versteht das sehr gut. Er ist wie ein leidenschaftlicher Judokämpfer, der die Grundregel kennt: Setze die Kraft deines Gegners gegen ihn selbst ein.”