+ Das Zitat
„Jemanden zu verlassen heisst: Ich verlasse meine Vergangenheit. Zögert man deshalb? Wer will schon gern ohne Geschichte leben?“
+ Die Thematik
Die namenlose Protagonistin erzählt über ihr Leben. Wie sie nach vielen Jahren ihren Ehemann verlassen will. Ein Buch über Liebe, deren Vergänglichkeit und Veränderung und das Erinnern. 3 einfache Worte: Ich verlasse dich. Und doch sagt sie diese nicht… Die Erzählerin erinnert sich anekdotisch an Szenen aus den vergangenen Jahrzehnten, vom Kennenlernen über die Routine bis zum (vermeintlichen) Ende der Beziehung. Warum verändert die Liebe sich? Wo geht sie hin, falls sie verschwindet? Und spielt die Erinnerung manchmal Tricks mit uns? Gibt es so was wie die EINE Geschichte/Erinnerung?
+ Zum Mitnehmen
Nicht immer ist eine Beziehung als gescheitert zu betrachten. Selbst wenn wir es meinen oder uns die Erinnerung das manchmal verklickern will. Ein gelungenes Leben hat viele Facetten.
+ Kritik
Ein kluges Buch (manchmal fast zu intellektuell), mit einer knappen Sprache. Sehr viele kluge Sätze, manchmal fast zu viele. Übertrieben gesagt wirkt es streckenweise fast wie eine Aphorismensammlung…
Obwohl es ein Buch über die Liebe ist, wirkte es für mich leider oft emotionslos und distanziert. Die Protagonistin wirkt unnahbar, teils fast weinerlich, überreflektiert. Das Durchziehen der Namenlosigkeit sämtlicher Charaktere verstärkt diesen Eindruck oft noch.
Dennoch: Das Nachdenken über die eigene Beziehung, das Verändern der Liebe, die Arbeit an der eigenen Beziehung, das Erkennen von Mustern und Fallstricken im eigenen Erinnern und der Erinnerung an sich. All das machte es für mich trotz der paar genannten Schwächen zu einer Leseerfahrung mit Gewinn. Empfehlung!