Thomas Schädler entstammt einem exzellenten Jahrgang, 1959. Er wuchs in Zürich und Graubünden auf. Heute lebt er in Berlin. Und Südfrankreich.
Er machte eine Ausbildung zum Lehrer und nachdem er mit Migrantenkindern reichhaltige Erfahrungen sammelte, wehte ihn die Brise Richtung Singapur.
Über drei Dekaden hinweg war er Schulleiter in der Karibik, Asien und Europa. In England und den USA hat er auch zwei Studiengänge zum Master.
Seine Weltgewandtheit ist natürlich nicht zwingend Voraussetzung zum literarischen “Austoben”, aber gewiss schadet es auch nicht.
Warum dieser kurze Abriss seiner Biographie? Weil es immer auch faszinierend ist, hinter das Buch zu blicken. Wer spiegelt wen?
Auf jeden Fall hat er sehr weit über seinen Tellerrand hinausgeblickt und erkannt, dass es gar kein Teller, sondern ein endloser Tisch ist. Mit Tücken, Glätten, schönem Glanz sowie anschmiegsamen Stellen.
Das Buch ist mit seinen 213 Seiten zwar nicht umfangreich, aber verdichtet und komplex.
Verschiedene Protagonisten bevölkern das Universum. Der Erzählstrang, in der ferneren Vergangenheit, des Johann Baptist, der aus dem Ländlichen stammt und unter den Bergbauern als Außenseiter schier erstickt, ist farblich heller abgesetzt.
So kann man sie vom Rest problemlos unterscheiden. Johann Baptist kann sich erst verwirklichen, indem er fortgeht, seine hohe Intelligenz durch ein Studium erfolgreich fordern kann und dann in Mexiko … sich in den Archäologen Ignacio verliebt, der älter ist als er. Was auch durchaus anziehend auf ihn wirkt.
Diese Handlung ist mit Max Rodner und dem Autoren Max Wiesner verknüpft. Und nicht nur mit ihnen. Auch Frauen spielen eine Rolle und ebenso die Ökonomie.
Keine Sorge. Wenn jetzt jemand denkt: Huch! Klingt ja kompliziert! Überhaupt nicht. Alles hängt mit allem zusammen und trotzdem bleibt Freiraum zum Reflektieren.
So spiegelt das Werk gut verständlich Zeitebenen, die ja ohnehin immerzu parallel nebeneinander existieren sollen. (Quantenphysik). Melancholie und Nachdenklichkeit sowie die Unvergänglichkeit der (kollektiven) Reminiszenzen prägen dieses “leise”, anspruchsvolle und dennoch nicht abgehobene Buch.
Danke, Thomas Schädler!