Ich hatte bisher nicht wirklich etwas über Zeitreisen gelesen, mit Ausnahme von der “Edelstein-Trilogie” von Kerstin Gier. Das Cover hat mich in den Bann gezogen und der Klappentext klang einfach mega gut. Düster und geheimnisvoll, so wie ich es mag. Vielen Dank an dieser Stelle für das Rezi-Exeplar.
Juno reist nach ihrem Abi nach England, um für ein Jahr Gesellschafterin zu sein. In der Nähe ist das Meer, was sie über alles liebt und sich deswegen für dieses Adels-Haus entschieden hat. Dort angekommen scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Denn, dort gibt es kein Internet, die Menschen kleiden und benehmen sich wie im 19. Jahrhundert und Elektrizität gibt es dort auch nicht. Zu Beginn spielt Juno mit, doch mit der Zeit merkt sie, dass etwas nicht stimmen kann. In der Nacht hört sie Geräusche, ihr Arbeitgeber scheint zwei Gesichter zu haben und es gibt ein unheimliches Geheimnis, dass sie unbedingt aufdecken muss. Ist das alles nur ein blöder Scherz? Während sie versucht das Rätsel zu lösen, ahnt sie noch nicht, dass sie in Gefahr ist.
Die Geschichte fängt ruhig an und wir lernen Juno und die Angestellten kennen. Den Jungen Lord umgibt eine mystische Aura, die Juno sehr anziehend findet. Generell umgibt das ganze Anwesen eine geheimnisvolle Atmosphäre, was ich richtig toll fand. Der Schreibstil war zu Beginn etwas holprig, aber man gewöhnt sich recht schnell daran und man wird in die Geschichte reingesogen. Ich mochte die Charaktere und die Umgebung. Juno ist sehr lebensfreudig und neugierig, was sie sehr sympathisch machte. Den jungen Lord und seine Schwester mochte ich zu Beginn, jedoch änderte sich das recht schnell, weil die Stimmung plötzlich kippte. Im Sinn von: Lord Sebastian benimmt sich immer komischer und scheint zwei Gesichter zu haben. Seine Schwester ist zwar unheimlich lieb und zuvorkommend, jedoch wird ihr Benehmen immer unheimlicher. Dann gibt es noch den besten Freund von Sebastian, den jungen Robert. Sehr offen, lacht viel und noch dazu lebensmüde. Juno muss der alten Lady Marjorie aus Büchern vorlesen, was ich zum Teil richtig amüsant fand. So alt die Lady auch sein mag, sie ist nicht auf dem Mund gefallen und ich liebte sie dafür. Juno braucht ein wenig, bis sie begreift, dass das alles nicht gespielt ist. Ich mochte die Art und Weise, wie sie an die Sache rangegangen ist. Wäre ich an ihrer Stelle, wäre ich vermutlich in Panik ausgebrochen. Seitdem wird es immer düsterer und es dreht sich immer mehr um die geheimnisvolle Isobel. Wer ist sie und warum hält die alte Lady Juno für diese Isobel? Je tiefer Juno in die Geheimnisse gräbt, desto gruselige Dinge passieren. Plötzlich weiss man gar nicht mehr, wem man vertrauen kann und wer eigentlich dahinter steckt. Ich hatte schlussendlich jeden verdächtigt. Doch Juno ist schlau und versuchte keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Toll fand ich auch, dass man nebenbei noch den Alltag miterlebt, was man eigentlich im 19. Jahrhundert den ganzen Tag lang so macht. Fiona ist eine Feministin und möchte nicht mehr weniger Rechte haben als Männer. Solche Szenen waren zum Teil sehr komisch, aber ich verstand sie. So wie die Frauen damals leben mussten, war nicht gerade schön. Ich würde mich auch gefangen fühlen.
Dann kam die Auflösung und Erklärung, was da eigentlich vor sich geht. Ich kann nicht genau sagen, woran das liegt, aber irgendetwas hat mir nicht gepasst. Es war zwar logisch, aber es gefiel mir nicht… Dann noch der Epilog, der eine Art Déjà-Vu war, aber doch anders. Das Rätsel ist gelöst, die Fragen sind (grösstenteils) beantwortet, der Spuk ist vorbei. So gut ich die Geschichte fand, das Ende sagte mir leider nichts. Dies ist aber Ansichtssache.
Ich mochte den Schreibstil, den Weltenaufbau, die Charaktere und die düstere Atmosphäre durch das ganze Buch. Sehr spannend und interessant, was im 19. Jahrhundert so alles abging. Das Ende hat mir persönlich aber nicht zugesagt. Wer gerne Zeitreisen-Geschichten mag, die in England in einem grossen Anwesen spielt, düstere Atmosphäre und einem unheimlichen Geheimnis, ist hier genau richtig.