Inhalt vgl. Cover
…und möchte sich dafür entschuldigen, will sofort nachschieben: Aber ich bin intelligent."
Die Geschichte zeigt auf, wie es ist, in zwei oder mehreren Kulturen aufzuwachsen. Der Versuch, beiden “Welten” zu genügen, aber sich weder zur einen, noch zur anderen dazugehörig zu fühlen. Dieses Gefühl, diese Zerrissenheit glaube ich, spiegelt sich auch im Schreibstil der Autorin: sehr schnell wechselnd von der einen Situation und/oder Zeitphase zur andern, fast jeden Moment mit Gedanken anreichernd, nicht nur beschreibend zu erzählen. Und dies in sehr langen Sätzen.
Deutlich wird der unterschiedliche Umgang in der Familie mit der eigenen Geschichte, die zusätzlich belastet wird durch die Trennung der Eltern (beziehungsmässig wie auch geografisch). Für alle der vier Kinder gibt es einen gemeinsamen Nenner: “Der typisch afrikanische Vater, der seine Kinder im Stich lässt.” (Aussage des ältesten Sohnes)
Verschiedene Themen werden angeschnitten, jedoch nicht weiter vertieft:
- Diskriminierung schwarz/weiss und Diskriminierung arm/reich in den USA
- Jobverlust und Scham
- Seilschaften
- Vorurteile
Den Schreibstil empfand ich als sehr anspruchsvoll, zuweilen auch kompliziert. Ebenso fiel mir die Orientierung nicht leicht. Geholfen hat zu Beginn der im Buch abgebildete Stammbaum. Einen roten Faden habe ich nicht erkannt, auf den Titel des Buches habe ich keine Erklärung gefunden (dazu bräuchte es m.E. ein weiteres Buch). Trotzdem fand ich viele Begriffe schön (z.B. unreife Tränen, der Schmerz war kalt) und philosophische Gedanken liessen mich innehalten, eine Pause machen. “Er ist Arzt, er hätte es wissen müssen, der Körper verfällt, nichts bleibt für immer, das Leben nicht, warum sollte dann eine Liebe bleiben, weiss, was Verlust bedeutet und was wem widerfährt, in welchem Ausmass.”