Im Jahr 2013, wurde der bis anhin völlig unbekannte französische Jungautor Édouard Louis über Nacht berühmt. Sein autobiografischer Roman sorgte in Frankreich für einen Skandal und der Kreis seiner Leserschaft zog sich rasch bis über die Landesgrenzen hinaus.
Schonungslos erzählt er von seiner Kindheit, von seinen Wurzeln, von denen er sich so dringend lösen will. 1992 geboren, wächst Édouard Bellegeule (wie er richtig heisst) unter ärmlichen Verhältnissen auf. Zusammen mit einer bissigen Mutter, einem brutalen Vater, einer Halbschwester und einem Halbbruder, der ihn abgrundtief hasst.
Eddys Versuch, sich an sein schwieriges Umfeld anzupassen, scheitert schon in sehr jungen Jahren. Nie würde er einen richtigen Kerl abgeben, wie von ihm erwartet. Zu hoch seine stimmliche Tonlage, zu weiblich seine Gestik. Zu gefühlvoll sein Gemüt. Und so prägen seelische und körperliche Gewalt seinen (Schul)-alltag. Jahrelang, bis zu seiner Flucht…
Der Leidensweg von Édourd Louis hat mich sehr berührt. Ich bewundere den Mut und die Entschlossenheit des Kindes Eddy und ich bewundere die Sprache des jungen Erwachsenen Édouard. Weder schlägt er mit Hasstiraden um sich, noch versinkt er in Selbstmitleid. Trotz weichgeprügelter Seele, erzählt er seine Geschichte distanziert, nüchternd und verliert dabei nicht mal seinen Humor-Respekt!