Ein Road Novel, spielend in den 1950ern, in den USA. Klingt erstmal, nun ja: Bekannt, ausgetreten, oft gelesen und gesehen.
Und doch: Mein Exemplar sieht gebraucht, zerlesen aus. Ich habe diverse Kapitel mehrfach gelesen. Mir generell lange Zeit gelassen beim Lesen. Das Buch inhaliert, genossen, die Geschichte aufgesaugt.
Woher das kommt? Dieser Roman überzeugt mit einer Liebe zu Charakteren und zum Leben. Tiefe, liebenswürdige Figuren ziehen einen emotional rein. Die Themen des Buches (Schuld, Sühne, Erwachsenwerden, Liebe und Freundschaft) sind gross, DIE grossen Themen des Lebens. Und der Autor meistert sie grandios.
Worum gehts? Emmett, 18-jährig, kommt nach verbüsster Schuld in einer Jugendanstalt (wegen eines unglücklichen Tötungsdelikts) zurück nach Hause, nach Nebraska. Sein Vater ist an Krebs gestorben, die Bank nimmt ihm und seinem jüngeren Bruder Billy das Haus weg.
Die beiden Brüder wollen mit Emmetts Studebaker 🚙 nach Kalifornien ziehen, wo sie ihre Mutter vermuten. Letztere hat die Familie vor Jahren unangekündigt verlassen.
Noch bevor sie losfahren können, tauchen 2 von Emmetts ehemaligen Mitinsassen auf. Sie sind getürmt und haben sich im Wagen, der Emmett nach Hause brachte, versteckt. Duchess und Woolly bringen Emmetts Pläne gehörig durcheinander.
Und ab da geht eigentlich alles schief. Und Kalifornien: Kann man erst mal vergessen. Es geht in ganz andere Richtungen.
“Lincoln Highway” (übrigens ein die USA durchquerender Highway) ist nicht einfach ein Road Novel. Meines Erachtens nicht mal hauptsächlich. Es ist eine grossartige Geschichte über das Leben und den Umgang mit Schuld. Mit grandiosen Charakteren, von liebenswert über verschlagen bis zu naiv (der etwas langsame Woolly: Herrlich!).
Über den Verlauf der Reise 🧳 und die von Emmett und Billy angetroffenen Figuren möchte ich gar nicht viel verraten. Lest selbst! Ganz ganz GROSSE Empfehlung! Emotionen und Weisheit pur.