Der Roman “Grenzgänger” von der Autorin Mechthild Borrmann erzählt die Geschichte eines gestohlenen Lebens. Velda 1947, der Vater der vier Kinder ist seit seiner Heimkehr aus dem Krieg arbeitsunfähig und findet Trost bei Gott. Da die Familie ohne den Verdienst des Vaters nicht überleben kann, wird die älteste Tochter Henni aus der Schule genommen, obwohl sie die Chance hatte aufs Gymasnium zu wechseln. Die Mutter und Henni arbeiten hart. Von der Arbeit und mangelnder Ernährung geschwächt stirbt die Mutter an einer Eileiterschwangerschaft. Ab diesem Zeitpunkt übernimmt Henni die Rolle der Mutter und sucht verzweifelt einen Weg, um die Familie zusammenzuhalten, denn sie fürchtet, dass man die Geschwister auseinanderreissen wird. Da ihr Dorf an der deutsch-belgischen Grenze liegt, fängt Henni an sich am lukrativen, doch gefährlichen Kaffeeschmuggel zu beteiligen. Eine Zeit lang geht alles gut, doch als die jüngeren Geschwister ihrer Schwestern beim Schmuggeln helfen wollen, läuft die Sache aus dem Ruder. Hennis Schwester wird von einem Zöllner erschossen. Daraufhin folgt die Trennung der Geschwister; die beiden Brüder kommen in ein kirchlich geführtes Heim, während man Henni in eine Besserungsanstalt steckt. Henni wird ihre Geschwister jahrelang nicht mehr sehen…
Im Heim erfahren die beiden Brüder schweren körperlichen wie auch seelischen Missbrauch im Namen der Kirche.
Das Buch weist ausserdem eine zweite Erzählebene auf, die fehlende Ereignisse aus der Sicht von Elsa, der ehemaligen besten Freundin Hennis, erzählen. Ausserdem kommt noch eine andere traumatisierte Stimme zu Wort, die sich nicht an die Erlebnisse im Kinderheim erinnern möchte und doch damit konfrontiert wird.
Insgesamt handelt es sich bei “Grenzgänger” um einen höchstinteressanten, fantastisch geschilderten Roman, der die Nachkriegszeit sensibel beleuchtet und eine tragische, täuschend echte Familiengeschichte dazu erzählt.