Als 1928 ein dreijähriges Fangverbot ausgesprochen wird, müssen die Fischer eine andere Erwerbsquelle auftun. Ein Österreicher, der in Zagreb das Restaurieren alter Teppiche gelernt hat, wandert nach Greifswald ein und lehrt die Fischer das Knüpfen - denn sie können ja schon Netze knüpfen, also wird ihnen das leicht von der Hand gehen.
Auf Basis dieser historischen Begebeheit legt Kalisa ihre Erzählstränge aus. Ihre Hauptfigur heisst Mia Sund und ist Faserarchäologin an der Uni Greifswald. Dort gelangt sie in den Besitz eines mysteriösen Teppichs, der so anders ist als die üblicherweis in braun und beige gehaltenen Teppiche, dieser schillert nämlich in verschiedensten “Grünen”. Und in der Borte ist ein Name eingewebt: Nina Silkestrad. Um die Herkunft dieses Teppiches zu klären, fährt Mia nach Zagreb, in die Werkstatt, in der der Teppich verpackt und nach Greifswald geschickt worden ist. Die Werkstatt befindet sich grade in Auflösung, der letzte Teppichknüpfer und Besitzer der Werkstatt erklärt sich bereit, Mia bei der Bestimmung des Ursprungs des Teppiches zu helfen. Mit ihm zusammen gehen sie alte Papiere durch und im Laufe dieser Recherchen "er"findet Mia die Geschichte Ninas, die sie von Spanien nach Österreich, von dort nach Zagreb, nach Greifswald und nach Schweden führt. Mia muss dabei einige Fäden auseinanderzwirbeln, denn Nina ist die Abkürzung eines langen aristokratischen Namens, den die Trägerin immer wieder nach ihrem Gutdünken angepasst hat. Aber das passt zu Mia, denn auch Mia ist ein Deckname. Mia ist in einer Kommune gewesen, die die Heimstatt von Fälschern war. Um ihrem Vater zu entfliehen, musste Mia eine andere Identität annehmen. Diese Bürde liegt schwer auf ihr, und sie wünscht sich nichts anderes als ein harmloses, einfaches, mittelmässiges Leben. Durch Ninas Teppich aber wird sie gezwungen, ihre Deckung aufzugeben, und sich ihrer Vergangenheit zu stellen. Mit Milan zusammen wird sie wieder ganz, und sie kann neu beginnen.
Kalisa hat ein ruhiges Buch geschrieben, mit vielen Details, bei denen man genau hinsehen muss, um die verborgenen Muster zu erkennen. Der grüne Teppich ist das Lebenswerk von Nina Silkestrad - Nina Seidenfaden. Und der Teppich wandert durch die Jahre und die Familien und Europa und hinterlässt seine Spuren, seine Lebenslinien. Es ist sehr schön, dem nachzuspüren. Die Figuren schillern wie Licht an der Wasseroberfläche, lassen Tiefes erahnen, dunkle Vergangenheit, aber auch fröhliche Gegenwart. Es ist ein Roman voller Hoffnung, und die ewige Kraft des Lebens.