Wieder einmal wird Leo von Herzberg mit der Aufklärung eines Falls betraut, dieses Mal keine Routine, sondern einer der allerhöchsten Geheimhaltungsstufe, denn das Opfer gehörte zur Wiener Oberschicht und war ein anerkannter Wissenschaftler der ägyptischen Kultur.
Parallel kümmert sich sein Kollege Loibl um die Aufklärung von sogenannten Strichermorden, die in der Szene für Angst und Schrecken sorgen. Julia unterstützt die Polizei durch die fotografische Dokumentation von Tatorten und Opfern, eine Aufgabe, die ihr zunehmend zu schaffen macht.
Führen die Spuren zusammen? zumindest beim Totengräber, der sich neben der eigentlichen Arbeit auch der Wissenschaft widmet und wie auch im ersten Band an einem Buch schreibt. Er hilft bei der Aufklärung, wobei auch er seine eigenen Herausforderungen zu meistern hat - mit dem ihm ganz eigenen Lehm verkrusteten Charme.
Was das Buch ausmacht, ist der Ansatz, dass Vieles nicht so ist, wie es auf erstem Blick zu sein scheint. Das gilt nicht nur für den Bösewicht, der sich naturgemäss erst gegen Ende offenlegt. Der Autor kleidet seine Protagonisten in weiten Teilen mit Vielschichtigkeit aus. Leo und Julia, beide mit ihrer Vergangenheit. August, ein ganz und gar nicht ungebildeter Mann. Aber auch Nebenfiguren. Die Polizeikollegen beispielsweise, die mit ihrem Verhalten die damalige Hoffähigkeit des Antisemitismus zur Schau tragen, aber mit der Zeit einen gewissen Respekt für Leo entwickeln.
Ein anderer Aspekt ist die Sprache, die der Autor seinen Figuren in den Mund legt. Damit wird der Zeitgeist des ausklingenden 19. Jahrhunderts noch greifbarer. Viele lokale Begriffe (Piefke ist nur einer davon), zum Teil sehr abwertend, geben dem Roman eine gewisse Authentizität.
Der Autor schafft einen historischen Krimi, kurzweilig und unterhaltsam. Wobei die Sprache der Akteure sicher eines der Schmankerl ist.