Theodor und Friederike Fliedner haben vor rund 200 Jahren ein Diakonissenhaus in Kaiserswerth gegründet: Theodor war als Pastor für die Gesamtleitung und Spendeneintreibung tätig, Friederike als Vorsteherin des Diakonissenhauses. Das Ehepaar Fliedner war sehr in ihrem evangelischen Glauben verankert, was sich auch immer wieder in ihrem Gottvertrauen zeigte. Friederike war nicht nur Mutter für die eigenen Kinder, sondern auch „Mutter“ für die Diakonissen – nicht einfach, das Gleichgewicht zwischen Familie und Berufstätigkeit (Berufung) zu finden…
Erster Eindruck: Das Cover und der Buchtitel gefallen mir sehr gut.
Friederike musste nach dem frühen Tod ihrer Mutter als älteste Tochter die Rolle der Mutter für ihre jüngeren Geschwister übernehmen. Ihr Vater Andreas unterstützte sie zwar soweit er konnte, aber er musste dafür sorgen, dass er genügend Geld für die Familie verdiente. Nicht einmal zwei Jahre später heiratete er erneut.
Der evangelische Pfarrer Theodor Fliedner hielt schriftlich um Friederikes Hand an. Der Heiratsantrag war wohl wenig romantisch, aber er schien sehr gut durchdacht – und somit waren auch gleich diverse Eckpunkte ihrer künftigen Beziehung klar definiert, insbesondere, dass der Glaube für ihn an erster Stelle stünde. Als Ehepaar arbeiteten sie hart daran, das Diakonissenhaus aufzubauen und ganz „nebenbei“ gründeten sie auch eine Familie. Der Aufbau eines evangelischen Werkes in einem katholisch geprägten Umfeld war sehr schwierig – es gab viel Misstrauen. Doch mit unermüdlichem Fleiss bewiesen die Fliedners, wie wichtig die Aufgaben einer Diakonisse für die Allgemeinheit war.
Was mir gut gefiel, war die Liebe zwischen Theodor und Friederike. Natürlich war es nicht die romantisch-kitschige Liebe, aber ich hatte doch das Gefühl, die tiefe Verbundenheit der beiden zu spüren. Die Eheleute waren enorm fleissig und gingen da oft an ihre körperlichen und mentalen Grenzen.
„Dienstbereitschaft und Liebe seien einfach das Wichtigste für eine Diakonisse.“ Das schien mir noch verständlich. Aber „Eine Diakonisse darf kein Alltagsmensch sein, sonst wird die Welt belogen.“ Diese Aussage machte mich nachdenklich. Muss sie „überirdisch“ gut sein? Für mich scheint diese Anforderung überzogen.
Ich fand es schwierig, dass die Autorin mehrfach etwas erwähnte, was dann erst später passierte, d.h. in der Geschichte selbst war es den Protagonisten noch nicht bekannt. Nur ein Beispiel: „Tatsächlich wurden diese Statuten erst zehn Jahre später, am 10. November 1848, vom preussischen König bestätigt. Aber vorläufig durfte das Krankenhaus eröffnet werden.“ Hier wäre es definitiv besser gewesen, in einer Fussnote darauf zu verweisen.
Die vielen (zuweilen sehr ähnlichen) Namen waren für mich verwirrend. Zudem fühlte ich mich zeitlich etwas verloren (klingt komisch, war aber so).
Alles in allem hat mir das Buch gut gefallen – wenn es auch anders war, als ich es mir vorgestellt habe. Das Buch fokussiert gemäss Ausschreibung und Untertitel auf Friederike. Aus meiner Sicht ist das Werk jedoch ein Gemeinschaftswerk – weder Theodor noch Friederike hätten dies ohne den anderen aufbauen können. Am meisten beeindruckt hat mich das immense Gottvertrauen.