Mit Verve nimmt sich Katharina Ganz der (unter den Nägel brennenden) Frauenfrage in der Kirche an. Im ersten Teil berichtet sie von Erfahrungen auf der kirchlichen ‘Weltbühne’, wenn sie als oberste Leiterin einer international tätigen Gemeinschaft in Rom an Versammlungen teil nimmt. - Da wird schnell einmal klar, dass (leider) in Fragen der Thematik keine einhellige Meinung herrscht - und dass die Frage nach dem Frauenpriestertum nicht allen gleichermassen unter denselben Nägeln brennt….
Der mittlere Teil lebt dann hauptsächlich vom Lebensbild von Antonia Werr, der Gründerin jener Gemeinschaft, in der Katharina Ganz lebt. - Als mutige Frau, die weiss, was sie will und wozu sie berufen ist - und das im 19. Jahrhundert - tritt uns in Antonia Werr entgegen, zudem eine Frau, die offen ist, über den eigenen (Kirchen)Zaun zu schauen - und auch Widerstand zu leisten - Stirn und Paroli zu bieten.
Im letzten Teil reflektiert Ganz das Thema theologisch - dabei ist sie offen und ehrlich im Befund - es geht ihr nicht darum, dass das ‘Heil’ einzig in der Frauenordination liegt - Frauen werden ebenso schuldig - Frauen sind nicht einfach besser - aber sie gehören dazu, will man das Ganze repräsentieren - und vor allem lässt sich die Position der katholischen Kirche in der Angelegenheit ‘Frau’ nicht mehr und nicht länger glaubwürdig vertreten!
Dass mit sich der Frage nach der Stellung der Frau und ihre VOLLE Einbindung in Leitung und Weihe die anderen virulenten Themen (Missbrauch [sexuell und geistlich], Machtgebaren, ‘Männderbündisches’…) nicht ausblenden lassen, wird auf den letzten Seiten klar.
Katharina Ganz spielt kein Power-Play mit harten Bandagen - aber sie argumentiert und spricht dezidiert und deutlich, in Achtung vor anderen Meinungen - und doch unnachgiebig in dem, was sie für richtig erkannt hat.
daher auch ihr Resümmee - der allerletzte Satz:
ohne Frauen hat Kirche keine Zukunft und wird Evangelisierung nicht gelingen, weil sie auf halber Strecke stecken bleibt. (S. 146)
Katharina Ganz hat mir in der Lektüre manch wertvollen Denkanstoss und Impuls gegeben - vor allem jenen, differenzierter zu denken!