Krupitsky legt einen Mafia-Roman, spielend in NYC, vor, der in einiger Hinsicht typisch ist (typisch “italienisch”, typisch à la Der Pate etc.). Und doch irgendwie ganz anders, ganz eigen, ganz ruhig und psychologisch.
Im Zentrum steht die Mädchen-/Frauenfreundschaft zwischen Sofia und Antonia. In diesem Entwicklungsroman (spielt vor, während und nach WKII) ist auch die Familie zentral, und zwar in ihrer mehrfachen Bedeutung: Die befreundeten Herkunftsfamilien der Mädchen, ihre selbst aufgebauten Familien als junge Frauen, sowie “DIE” Familie (aka Mafia). Die Ausarbeitung familiärer Verstrickungen hab ich selten so überzeugend gelesen!
Zudem geht es um Erwachsenwerden, Verwicklungen, Tragödien, mafiöse Arbeitsweisen, persönliche Motive, Unausweichlichkeiten, Charakterstudien, wandelnde Dynamiken, Neid, Freundschaft und Enttäuschung.
Das klingt komplex, und das ist es auch. Auf knapp 400 Seiten verfolgt der Leser:in eine Geschichte, der es auch an Spannung und Brutalität nicht mangelt. Brutalität körperlich und psychisch.
Sprache und Erzählton der Autorin sind sehr eigen, sehr bildhaft. Ab und an etwas sperrig, bzw. eher wie Honig: Süss, aber doch auch klebrig-zäh. Zwischendrin hat es ein paar Hänger und die Sprache hat mir das Lesen teils etwas erschwert.
Nichtsdestotrotz: Ein einerseits klassischer Mafiaroman, der aber mit eigener Tonalität, Sprache und psychologischem Fokus (vor allem auf die Frauen) zu überzeugen weiss. Definitiv zu empfehlen!