Das Leben besteht nicht nur aus eitel Sonnenschein und einem lauen Lüftchen, nein, es gibt Phasen von Schatten, Sturm oder tiefer Dunkelheit. Was tun? Wie kommt man wieder auf die Beine, wenn einem das Leben zu Fall gebracht hat? Wie kann wieder Hoffnung geschöpft werden? Fabienne Sita erzählt von ihrem Erlebnis, wie aus Asche ein Stück Eden wurde. „Von tiefstem Schmerz, wahrer Schönheit und einer Begegnung, die alles verändert“ (Untertitel).
Erster Eindruck: Sachbücher haben häufig die Tendenz, sehr nüchtern gestaltet zu sein und sich rein auf das Vermitteln von Fakten zu beschränken. Die Gestaltung des vorliegenden Buches ist jedoch aussergewöhnlich: Hardcover; künstlerisch sehr eindrucksvolle Bilder; Spiel mit Licht und Schatten; dramaturgisch guter Aufbau, schöne Farb- und Schriftwahl… sehr schön! Einzig die Schriftgrösse des Fliesstextes ist m.E. ein bisschen zu klein geraten. Zudem sind vollflächige schwarze Seiten fingerabdruckempfindlich. Aber etwas ist ja immer.
Bereits das Vorwort war sehr gelungen. Fabienne weist darauf hin, dass dieses Buch anders ist, als viele es gewohnt sind. Sie kann – und will – ihre Texte auch nicht einer bestimmten „Ecke“ zuordnen: Märchen, Visionen von Gott, Tagträume – sie wünscht sich, dass das Buch tröstet, ermutigt, inspiriert und das Herz berührt. Das finde ich sehr schön.
„Eine Glasflasche, zerbrochen in tausend Stücke. Deren Inhalt – mein Leben, versickert im Boden.“
Die Leser sind eingeladen, Fabienne ein Stück auf ihrem Weg zu begleiten und zusammen mit dem Mann in Weiss verschiedene Häuser aufzusuchen, denen jeweils unterschiedliche Themen zugeordnet sind, so z.B.:
=== Haus 1 Angst ===
„Die Angst versucht, deine Sinne zu benebeln und deinen Blick zu verdunkeln, um dir dein Gefühl von Sicherheit und deine Fähigkeit, zu vertrauen, zu nehmen.“ Ich kenne das Gefühl von Angst und Hoffnungslosigkeit nur zu gut. Ich muss auch immer wieder dafür sorgen, dass es in meinem „Haus der Angst“ nicht zu dunkel wird. Die „Insel der Unbeschwertheit“ ist auch bei mir sehr klein.
=== Haus 2 Neid ===
Man gibt auf, etwas Neues zu schaffen, wenn einem der Neid gefangen hält und vergiftet. „Und zum Neid gesellt sich die Scham über das eigene Versagen.“ Hier ist Perfektionismus kein guter Schachzug – die Hürde, etwas perfekt zu können, ist einfach zu hoch und somit auch die Gefahr zu scheitern. Gewisse Dinge werden wohl ein Leben lang Baustellen für mich bleiben.
=== Haus 3 Kontrolle ===
Die Kontrolle auf- oder abzugeben fällt mir definitiv nicht leicht. Ich helfe anderen sehr gerne, aber selbst um Hilfe bitten? Das ist schwer. Ich will nicht auf andere angewiesen sein.
Und so geht es weiter – aber zu viel verraten will ich ja nicht. Bei diesem Buch konnte ich nicht jeweils nur 2 – 3 Seiten lesen, sondern musste ziemlich in das Geschriebene eintauchen und mich darauf einlassen, ansonsten war es für mich nicht stimmig. Jeder Leser wird andere Schlüsse aus dem Buch ziehen, was auch gut ist. Da ich vor Jahren begeistert von Fabienne Sitas Erstling „Die Treppe“ war, war ich sehr gespannt auf das neue Buch. Und? Es war wieder eine für mich sehr aussergewöhnliche Lektüre mit vielen Inputs – ein gelungener Nachfolger von „Die Treppe“.