Da ich oftmals Langstreckenwanderungen mache, und Thriller liebe, war dieses Buch ein Muss für mich. I n der Hoffnung dass ich mich anschliessend noch getraue, alleine zu wandern… ;-)
Das Buch ist ein echter Schinken, und ich war sehr gespannt. Beginnt auch sehr gut, man merkt schon, dass hier jemand schreibt, der ein bisschen Ahnung hat vom Wandern. Die Spannung auch wirklich praktisch durchgehend hoch, und ich habe das Buch vor allem am Anfang kaum mehr aus der Hand legen können.
Die Spannung bleibt auch bis zum Schluss, aber je länger je mehr hatte ich so viele Kleinigkeiten, die mich immer mehr gestört haben. Das Schlusswort des Autors hat dies leider eher noch verschlimmert. Er will sich mit der Frage beschäftigen, warum jemand zum Mörder wird. Trotzdem läuft es wieder darauf hinaus “schlimme Kindheit”. Dann beklagt er sich, dass seine Testleser sich alle nicht über die Gewalt in den Büchern beklagt haben, sehr wohl aber über die Sexszenen. In den USA finde ich diese Kritik vielleicht eher gerechtfertigt, aber ich fand die Sexszenen einfach nicht glaubwürdig und zu viel und unnötig in ihrer Art, darum störend. Aus Erfahrung kann ich sagen, wenn man Tag für Tag 30-40km läuft, hat man nicht nächtelang noch stundenlangen Sex, und schon gar nicht in einem Minizelt. Und läuft dann mit Schlafmanko weiter 40km. Und: wer einen Thriller mit Gewaltszenen schreibt, sollte sich nicht darüber beklagen, dass Leute das lesen…
Dann haben die Wanderer zwar nur 15kg Gewicht auf dem Rücken, tragen aber anscheinend mehrere Garnituren an Kleidung mit. Tragen Makeup mit. Sind tagelang glattrasiert (ja, dort..)
Die Auflösung vom Mentor am Ende fand ich absolut blöd.
Und: jeder im Buch hat nebeneheliche Affären, man wird schnell zusammengeschlagen, angeschossen, vertrauen darf man niemanden, man geilt sich an Gewalt auf, und der Chef der Ermittler verdächtigt jeden der gerade so vielleicht mal krumm schaut. Meine Welt ist da anders…
Zudem: Wenn 6 Wochen lang nichts passiert, muss man nicht noch seitenweise mit Nebensächlichkeiten füllen… Oder eine halbe Seite zwei Personen beschreiben, die völlig unnötig sind, und nichts zur Geschichte beitragen.
Zu viele Zufälle: gerade verpasst, falsche Zimmernummer angegeben, etc…
Schade! Ein so guter Schreibstil ist verschwendet. Das Buch hätte mit weniger Beigemüse und auch weniger Gewalt viel besser funktioniert. Denn fesselnd war die Geschichte irgendwie trotzdem…
Und: ich werde ohne Angst weiterhin wandern :-)