Stephen, Arzt und angesehener Politiker, lebt mit seiner Frau in fantastischen Verhältnissen in einem hübschen Londoner Viertel, in einem ebenso hübschen Haus. Sie haben zwei wohlgeratene, erwachsene Kinder, die keinerlei Probleme bereiten, ein Bilderbuchleben, um das man Stephen nur beneiden kann. Und Stephen ist zu Tode gelangweilt. Heimlich sehnt er sich nach etwas Aufregendem, etwas, was den lauwarmen Trott seines Alltags durchbricht. Und kaum hat er sichs gewünscht, passiert es dann auch in Form einer wunderschönen, jungen Frau, die dummerweise die neue Freundin seines Sohnes Martin ist. Als Martin Anna zum ersten Mal zum gemeinsamen Abendessen mitbringt, ist es um Stephen geschehen. Er kann nicht mehr klar denken und begehrt ausgerechnet die Frau, die für ihn so richtig verboten ist! Die Leserin ahnt es schon, die Katastrophe lauert schon ums Eck, aber bis dahin findet Stephen genügend Zeit, Anna zum umgarnen, und siehe da, sie erwidert seine Gefühle. Sie treffen sich zu leidenschaftlichen, erotischen Nachmittagen und vergessen alles, was um sie herum passiert. Leider vergessen sie es einmal zuviel, denn sie werden von Martin in flagranti erwischt. Der hat selbstverständlich wenig Freude, und so kommt es zum Drama, dass die Leben aller Beteiligten für immer verändern wird. So leidenschaftlich das Buch und die Handlung klingt, so unterkühlt und distanziert ist dieses Werk verfasst. Die Leserin sitzt in sicherem Abstand und hört Stephen zu, der diese Geschichte rückblickend erzählt. Leider ist “Damage” nur in englisch erhältlich, das Buch ist anfangs 90er Jahre erschienen, war lange vergriffen und ist nun endlich wieder unter den lebenden Schriftstücken anzutreffen. Ich mochte das Buch, man weiss, es wird böse enden, das Ausmass aber ist noch nicht klar. Man sitzt auf glühenden Kohlen und fiebert dem Ende entgegen, und amour fou, das mag ich immer.