Gute Nacht, Tokio lässt sich passend als Wohlfühlbuch beschreiben. Es ist ruhig und gleichzeitig spannend, aber der sanfte Grundton hält alles zusammen. Nach Mitternacht begleiten wir verschiedene Personen auf ihren Wegen, auf ihren unterschiedlichen, nächtlichen Abenteuern, egal ob auf der Suche nach einem Requisit wie einer Biwa (Japanische Wollmispel), auf Entdeckungssuche in einem Gebrauchtwarenladen, auf einer Taxifahrt mit dem Fahrer Matsui oder zu frühmorgendlichen Ham & Eggs im Drehkreuz, das in den dunklen Stunden seine Gäste begrüsst.
Was die Charakteren des Nachts erleben, wen sie kennenlernen und über was sie reden, wird in kurzen Episoden beschrieben und macht es zu einem kurzweiligen Lesegenuss. Durch genau diesen Aufbau kann man das Buch entweder immer wieder weglegen und nach Lust und Laune zwischendurch ein weiteres Kapitel lesen oder - so wie ich - es hungrig verschlingen. Der Schreibstil ist nun nichts Überwältigendes (das soll es für das Buch ja auch nicht sein), aber wunderbar fliessend zu lesen und genau richtig.
Nebst Emi Yagi und Sayaka Murata gehört nun Atsuhiro Yoshida zu meinen liebsten japanischen Autoren in meinem kleinen Repetoire. Denn das Einfache, das Alltägliche und die Nähe zu den Charakteren haben es mir angetan. Obwohl es so bedächtig klingt, passiert doch ganz schön viel auf diesen gut 190 Seiten. Gute Nacht, Tokio ist ein Buch, das sich gut wieder lesen lässt, auch wenn man daraus nur die eine oder andere Passage nochmals geniesst.