Vor seinem Tod arbeitete der Publizist Roger Willemsen an einem Buch, das den Titel „wer wir waren“ tragen sollte. Nach seiner Diagnose stellte er die Arbeit an diesem Buch ein. Es wäre sicher ein wortgewaltiges, nachdenklich machendes Buch mit klugen Ansichten und Thesen geworden. Die grundlegenden Gedanken, den roten Faden des Buches, hatte er zuvor bereits in einer sehr beachteten „Zukunftsrede“ niedergeschrieben. So können wir zumindest ein wenig in die Gedanken, die scharfen Analysen und das Resümee dieser außergewöhnlichen Persönlichkeit eintauchen.
Mich hat dieses nur knapp 60 Seiten umfassende Büchlein sehr nachdenklich gemacht. Willemsen macht in seinem Text auf die Schwächen unserer Gesellschaft aufmerksam, die nicht klein sind. Vielmehr müssen wir uns darüber im Klaren sein, so die Sicht von Willemsen, dass wir uns kurz vor dem Zeitpunkt des Unumkehrbaren befinden. An vielen Stellen habe ich mir die Frage gestellt, ob wir diese Linie nicht schon überschritten haben. Gerade, dass Willemsen seinen Text aus der Perspektive der Zukunft schreibt, macht den Text noch eindringlicher, zumal er auch ohne jegliche Anklage oder missionarische Fingerzeige auskommt. Das Buch hat eine solche Tiefe und fasst so viele Gedanken zusammen, dass man das Buch wohl mehrmals zur Hand nehmen muss, um es sich in Gänze zu erschließen. In jedem Fall sollte man sich die Zeit nehmen, es in einem zu lesen, denn wie für eine Rede üblich, ist es ohne Absätze oder Kapitel geschrieben und so sollte es aus meiner Sicht auch erfasst werden.