Als Alessandro Pavia den Waisenjungen Antonio Casagrande aus dem städtischen Armen-, Kranken- und Waisenhaus Genuas “Pammatone” holt, ahnt er noch nicht, wie ihn die Kraft der Bilder der noch neuen Kunst der Fotografie ein Leben lang begleiten wird. Dieser Alessandro Pavia ist eine imposante und laute Erscheinung, ein Mann, der sich in den Kopf gesetzt hat, Garibaldi und seine 999 Mitkämpfer in einem Album zu verewigen. Antonio lernt beim glühenden Republikaner all das, was er so in seinem Fotografenleben brauchen wird. Als der Meister befürchtet, dass ihm seine politischen Ansichten seinen Kopf und Kragen kosten könnte, türmt er aus Genua und Antonio bleibt allein zurück. Seine Ersatzfamilie wird eine Puffmutter und ihre Mädchen, die er regelmäßig fotografieren muss. Antonio merkt mit den Jahren, dass er mit dem blinden Auge den Tod sieht. Und er muss lernen, dass er ihn nicht verhindern kann. So lernt er seine Frau kennen, als er sie und ihre junge blonde Kollegin vor dem grauenhaften Massaker der italienischen Militärs gegenüber den Arbeiteraufständen und jenen, die es als Verursacher sieht, bewahren will. Tausende kommen um. Minutiös gelingt der Autorin die Anfänge der Fotografie zu erklären. Es ist ein Buch voller wunderbar ausgestalteten Charaktern, es erklärt die wechselvolle Geschichte Italiens in seinen Anfangsjahren. Raffaela verwöhnt ihre Leser*innen mit poetisch zugespitzten Szenen, einem ausufernden üppigen Erzählstil und profundem Geschichtswissen. Und sie serviert es gerade noch so, dass das Buch trotzdem unterhält und fesselt.