Elsa ist 7, fast 8 – so viel Zeit muss sein –, liebt Superhelden und Wikipedia. Ihre Oma ist 77, Ärztin, Chaotin und die beste Märchenerfinderin, die es auf der ganzen Welt gibt. Als ihre Oma stirbt, schickt sie Elsa auf eine ganz besondere Suche, und zwar in der realen Welt…
Erster Eindruck: Auf meinem Cover aus dem Jahr 2015 ist ein Mädchen von hinten zu sehen, das einen Brief in den Händen hält; der Buchtitel ist aussergewöhnlich.
„Alle Siebenjährigen haben Superhelden verdient. So ist das einfach. Und wer anderer Meinung ist, der ist ein bisschen blöd im Kopf.“
Die Oma und Elsa haben einen guten Draht zueinander. Die Oma ist flippig (fast ausgeflippt), fantasievoll, motivierend und unterstützend. Sie hat als Ärztin Leben gerettet und kann Leute in den Wahnsinn treiben (interessante Superkraft!). Elsa ist eine kleine Neunmalkluge. Sie ist sehr wissbegierig, muss in der Schule gegen Mobbing kämpfen – sie sei einfach anders und müsse sich anpassen. Das hat mich sehr betroffen gemacht; es macht mir fast körperlich weh, wenn ich lese, wie ein Kind sich durch den Schulalltag quält! Und dann versucht Elsa noch, Verletzungen vor ihrer Mutter zu verbergen, damit diese sich keine Sorgen machen muss. Traurig.
Die Mutter von Elsa ist arbeitstechnisch stark ausgelastet. Mit ihrem neuen Partner wird sie Nachwuchs kriegen – ein „Halbes“ für Elsa (die Erklärung über Halbgeschwister fand ich witzig). Das Verhältnis zu deren Mutter ist durchzogen, denn sie muss häufig Dinge wieder graderücken, die durch ihre Mutter, die Oma, durcheinandergebracht worden sind.
Es ist traurig, dass die Oma so schnell verstorben ist. Berührend fand ich den Moment, als es hiess, dass Elsas Oma ja schon alt war. Elsa aber meinte, dass sie das nicht für sie gewesen sei – sie habe sie ja nur knapp acht Jahre gekannt. Ja, das stimmt. Warum hat die Oma ihrer Enkelin Aufträge erteilt, Dinge zu überbringen mit der Aussage „Oma lässt grüssen und sagt, es tut ihr leid“?
Für mich war es das dritte Buch des Autors, nach „Ein Mann namens Ove“ sowie „Britt-Marie war hier“. Mir war nicht bewusst, dass es hier zu einem Wiedersehen mit Britt-Marie kommen würde, die mit ihrem Mann Kent auch in Omas Haus wohnt. Mir hat die Skizze des Wohnhauses mit den Bewohnern gut gefallen. Die altkluge Art von Elsa empfand ich als schwierig; ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Kind in diesem Alter so spricht. Ich habe es nicht so mit Fantasy, lese dieses Genre höchst selten. Auch Superhelden & Co. sind nicht so meins. Miamas ist Elsas und Omas geheimes Königreich im Land-Fast-Noch-Wach. Interessante Erfindung von verschiedenen Welten – zweifellos sehr kreativ –, aber die Märchenteile waren für mich stellenweise sehr anstrengend. Das letzte Viertel des Buches war für mich mit Abstand das Beste: Emotionen, Dramatik, Auflösung.
Fazit: Die Geschichte über Freundschaft, Hoffnung und Fantasie war gut, sehr eigenwillig, benötigte Durchhaltewillen meinerseits. 3 Sterne.