Karte und Gebiet ist der fünfte Roman von Michel Houellebecq, dem französischen Starschriftsteller und bedeutendstem Intellektuellen unserer Zeit, so sagt man. In den Medien lösen seine Bücher Gesellschaftsdebatten aus und seine Werke sind Vorlesungsstoff an den Universitäten. Er ist einer der weltweit meist gelesenen Autoren der französischen Sprache. Für diesen Roman erhielt er gar den Prix Goncourt, den französischen Literaturpreis, der seit 1903 den besten französischen Roman des Jahres kürt.
Für mich war es sein erster Roman und ich denke mein Einstieg in seine Literaturwelt war sanft, weil dieser Roman gemäss den üblichen Berichten in den Medien, weniger arg polarisiert. Aber das kann ich halt nur vom Hörensagen beurteilen.
Es geht um die Welt der Kunst und wir verfolgen den Werdegang vom Protagonist Jed Martin. Es geht um den Aufstieg eines Künstlers, der nicht wirklich am Kunstmarkt teilnehmen will. Er hat nichts dagegen, aber sein Charakter ist nicht so, dass er dem Markt folgt. Dennoch ist er mit dem, was er tut, äusserst erfolgreich.
Es geht auch um die Beziehung zu seinem Vater, auch wenn ich diese nicht tief genug empfand, genauso wie die Geschichten um seine Freundinnen, welche ebenfalls so oberflächlich bleiben. Frauen reduziert '‘der Autor’' auf ihr Äusseres, was in meiner Bewertung den grössten Abzug gibt. Ein Buch in dem männliche Charaktere dominieren und ihre Weltanschauung, doch Houellebecq eckt bekanntlich gerne an und vielleicht war das so gewollt als eine Art Zeigefinger auf unsere immer noch männerdominierende Welt. Das ist eine mögliche These, welche ich einfach mal im Raum stehen lasse.
In der Mitte des Romans bringt der Autor eine Figur ins Spiel, auf welche ich auf keinem Fall ausführlich eingehen möchte, damit ich nicht zu viel spoilere. Das war für mich der Knüller und bringt der Geschichte so richtig ihren Glanzpunkt und diesen '‘Schriftsteller’' fand ich einfach abgefahren, ebenfalls die üble Wendung der Story im letzten Drittel.
Zu guter Letzt stellt irgendwann später im Buch jemand fest, dass die Karte interessanter ist als das Gebiet. Die Welt zu betrachten (und wiederzugeben) ist interessanter als an ihr teilzuhaben, das ist auch so mein Schlussfazit.
Ja, dieser Roman verkörpert eine seltsame Mischung. Gleichzeitig sexistisch, düster, prickelnd und dann dieser ironische bissige Humor, der diesen Roman einfach am besten beschreibt.