Gabi Schenkel ist eigentlich Osteopathin, hat eine eigene Praxis und stösst in einer Zeitung ganz zufällig auf den Artikel über einen Ruderwettbewerb, Atlantic Campaigns, eine Atlantiküberquerung. Das war im Dezember 2017. Diese Idee einer Atlantiküberquerung lässt sie aber nicht mehr los und sie entscheidet, beim nächsten Mal mitzumachen. Davor gilt es jedoch einige Hürden zu überwinden. Die Beschaffung und Ausrüstung eines geeigneten Ruderbootes, die Teilnahme an Kursen in Navigation, Sicherheit auf See, Funktechnik etc. und ebenso der Aufbau der körperlichen Fitness. Gabi Schenkel ist zwar Sportlerin, läuft Ultramarathons (ich hatte keine Ahnung, das es so etwas gibt) aber allein auf hoher See gelten andere Bedingungen.
Am 12. Dezember 2019 ist es soweit, Gabi Schenkel startet in Gomera ihre Atlantiküberquerung. Sie beschreibt diese in ihrem Buch unglaublich direkt und plastisch, lässt uns ganz unmittelbar teilhaben an all ihren Kämpfen. Auch ihre Entwicklung ist gut spürbar. Die negativen Gedanken ziehen sie nicht mehr so schnell in ein tiefes Loch, die nagenden Selbstzweifel werden weniger, aufkommender Frust wird in Energie umgewandelt und irgendwann macht dieses Abenteuer ihr sogar Spass, sie verspürt Glück.
Nach fast 75 Tagen allein unterwegs auf dem riesigen Ozean, kommt Gabi Schenkel schliesslich in Antigua an. Das Ziel ist erreicht. Auch die Überquerung des eigenen inneren Ozeans ist geschafft. Das Buch dazu ist ausserdem gut geschrieben, sehr persönlich, sehr ehrlich. Grosses Bravo! Ich habe hohen Respekt vor dieser ungewöhnlichen Leistung.