Eckart Reinmuth gelingt es, ein klares Bild des Völkerapostels zu zeichnen - seinen Weg zum Glauben, durch das Leben - und die Geschichte.
Dabei stützt er sich auf jene sieben Briefe, die man heute als ‘authentisch’ bewertet. Die andern Briefe, die sich der Autorität und des Namens des Paulus bedienen, werden ebenfalls herangezogen, um das eigentlich paulinische Denken noch besser profilieren zu können.
Ebenso wird der Bogen über Marcion, Augustinus und Luther bis in unsre Zeit hinein gezogen (Bonhoeffer, Barth…) und macht so deutlich, welches Gewicht der Völkerapostel hat - und welche Bedeutung ihm neuerdings zukommen könnte.
Ausgangspunkt der Ausführungen Reinmuth’s bilden die Fragen, die Paulus wohl bewogen haben mögen: Wie ist Gott neu zu denken? Wie gehen Tora und Kreuz zusammen? - Vor allem die letzte Frage ist sehr spannend aufbereitet in ihrer Antwort. Weil wir im Allgemeinen zu wenig versiert sind in ‘genuin jüdischem’ Denken und uns die Bedeutung der Tora, sowie die Unerhörtheit des Kreuzes zu wenig bewusst ist, bleiben manche paulinischen Beweisführungen dunkel…. Paulus gelingt es argumentativ, Unvereinbares zu versöhnen und zusammen zu denken, das eine als Vollendung zu sehen - ohne das andere zu verleugnen oder abzuwerten.
Dieses Buch zeichnet ein verstehbares und tiefsinniges Bild dieses grossen Mannes und seiner ‘Theologie’ - Reinmuth vermag es, das Denken des Paulus ‘auszuleuchten’ und zu erklären. Er zeigt auch auf, wo manch ‘paulinisches Denken’ aufgrund fehlerhafter Interpretation eine verheerende Wirkungsgeschichte entfaltete.
Die ‘Jesus-Christus-Geschichte’ bekam für mich einen neuen Klang! - Manches, das ich ‘gewohnt’ bin und selbstverständlich finde (Heilsgeheimnisse, Erlösung)… bekam neues Gewicht und neue Intensität. - Um das Neue besser rezipieren zu können, werde ich den Band bestimmt wieder zur Hand nehmen.