Das Buch hatte ich schon länger im Blick, vorallem wohl wegen des Covers, und nun bin ich auch mal dazu gekommen, es endlich zu lesen. Ich wusste nicht genau, was mich erwarten würde, war aber gespannt, wie dieses wohl so zentral gesetzte Hobby der Protagonistin mit Fantasy verbunden wird und wie da ein Einhorn noch reinpassen wird.
Die Idee an sich war gut. Ich finde Gestaltwandler sowieso immer wieder tolle Fantasywesen, über die ich gerne etwas lese und fand es sehr interessant, hier auch eine Unterscheidung zwischen den übernatürlichen (und scheinbar auch gefährlicheren) und den normalen Wandlern kennenzulernen und sehe sehr viel Potential dahinter.
Jedoch blieb die Umsetzung eher flach. Vieles wurde sehr gut aufgebaut und ich war gespannt, wie das alles noch mit Joline und den Geheimnissen ihrer Eltern enden wird, nur um dann in einer winzigen Szenen einen sehr wichtigen Punkt zu verspielen, der für einen guten und tragenden Konflikt hätte Sorgen können. Joline hat vor ein paar Tagen ihre Eltern mit einem Baby gesehen und ist seitdem völlig aufgelöst und versteht nichts und kann dann plötzlich mir nichts dir nichts einfach hinnehmen, dass dieser nun Teenager (wie gesagt, es waren wenige Tage), nicht nur ihre Schwester ist, sondern sich zusätzlich einfach mal auch noch in ein Einhorn, ein Wesen, welches ebenfalls nicht existieren sollte, verwandeln kann. Ein Punkt allein würde jeden schnell einmal jemanden aus der Bahn werfen, aber eine geheime Schwester, ein Fabelwesen, ein viel zu schnelles Altern und eine Verwandlung werden einfach mal so hingenommen, wobei viele der Punkte auch einzelnen Aufbau bekommen könnten. Sie könnte ja herausfinden, dass da plötzlich ein Einhorn im Wald herumwandelt und dem erst auf die Spur kommen, bevor sie diese Tatsache auch langsam immer mehr mit den Geheimnissen ihrer Eltern verbunden sind. So etwas hätte die Geschichte gut weitergetragen.
Man sieht, ich habe vieles allein schon anhand einer Szene auszusetzten, die vieles schnell einfach mal zu Bruch gebracht hat, denn danach war der grösste Punkt ja schon aus dem Weg.
Es fällt aber auch sonst irgendwie flach. Mit der Beziehung konnte ich nicht viel anfangen und auch bei den Charakteren ist mir nicht viel Besonderes aufgefallen, wobei das bei mir normal ist und daher wohl eher ein gutes Zeichen.
Was mir aber auch zu kurz fällt, ist ihr Hobby. Der Klappentext passt erst einmal so gar nicht mit dem Cover zusammen und klingt mehr nach einer Sportromanze mit etwas Mystery, aber so oder so muss dieses Rennen ja irgendwie wichtig sein, wenn es denn gesamten Klappentext eines Fantasybuches einnimmt. War es aber nicht. Ihr Wille, in das Gymnasium zu kommen, ist mehr eine unnötige Nebenstory. Klar lernt Joline Jason erst dadurch kennen, da er ihr hilft, aber der Kontakt hätte auch ganz anders passieren können und den Rest hätte man dann herausschneiden können (eine Party, eine Begegnung in der Stadt oder eine helfende Hand, als sie am Anfang mit dem Fahrrad umfiel, etc.). Das Rennen und ihr Ziel spielen überhaupt keine Rolle für den Rest der Story. Eine Szene, in der sie zum Beispiel nachdem sie verloren hat, nun in der Notsituation, um ihre Schwester zu schützen, wieder so schnell wie möglich rennen muss, nur um dann durch ihre gedankliche Barriere erst doch noch zu verlieren. Ein Band zwischen ihr und dem Einhorn (unwissentlich bis zu einem gewissen Punkt, dass es ihre Schwester ist), welches ihr Mut gemacht hat und sogar angeboten hat mit Magie zu helfen, nur um sie beide in Not zu bringen, bevor diese Notsituation auch gleichzeitig zur Aufklärung der restlichen Geheimnisse geführt hätte, etc. Ansonsten müsste man den Klappentext schon einmal als erstes wesentlich anders gestalten.
Im Gesamten also eine tolle Grundidee, aber ein verfehltes Potential, welches an manchen Stellen leider für ein ziemliches Loch gesorgt hat. Dennoch ist sie auch nicht grottenschlecht und ich kam auch schnell hindurch, womit es mehr unterhaltsam für Zwischendurch ist. Ganz meines ist es aber nicht, womit ich dem Buch nur drei Sterne geben kann.