In einem Dorf in den Abruzzen wächst der 1926 geborene Liborio Bonfiglio heran. Und er merkt schon sehr früh, er ist vom Pech verfolgt oder in seinem Jargon “mit dem schwarzen Zeichen” gesegnet. Der Vater ist abgehauen, irgendwo nach Amerika oder Südamerika. Der maßgeblich zum Haushaltseinkommen beitragende Grossvater verunglückt bei der Hausrenovation tödlich, er zieht mit seiner Mutter um in eine elende und feuchte Wohnung. So geht das Leben unseres “Libbo” auch weiter, er verliert auch seine Mutter, erst kränkelt sie und dann stirbt sie. Libbo beginnt zu arbeiten, zuerst bei einem Seiler dann bei einem Friseur. Als der zweite Weltkrieg tobt, erzählt er von seinen traumatisierenden Erlebnissen. Politisch schliesst er sich nach dem Krieg den Kommunisten an. Obwohl er in der Schule gut rechnen konnte und sogar ein Kinderbuch geschenkt bekam, Libbo ist eine einfache Seele. Er stolpert durchs Leben, wiederholt sich oft, eine Art italienische Version des “Forrest Gump”. Die Deutschen richten in seinem Dorf nach einem Partisanenaufstand ein beispielloses Gemetzel an. Bei Kriegsende küsst er die schöne Teresa, doch statt der erhofften Hochzeit lässt die sich mit einem “Stoffler” ein. Er geht in den Norden, baut bei Borletti Nähmaschinen zusammen, bis er merkt, dass sich Geräusche in seinem Kopf breitmachen. Er kann nicht mehr schlafen. Er arbeitet dann bei einer Marmeladenfabrik und heuert schließlich bei Ducati an. Dort greift er nach einem tragischen Arbeitsunfall den Aufseher an, er vergisst sich derart, dass der Andere lebensgefährlich verletzt wird. Für Jahre landet unser Held in einer psychiatrischen Klìnik. Es bleibt der Weg zurück in sein Dorf, das Leben als Rentner und Aussenseiter. Dieser Looser, diese geschundene Seele und Riesenpechvogel erzählt seine Geschichte in seiner ureigenen Sprache, und so tragisch die Handlung sich entwickelt, unser Libbo verliert nie den Mut. Es schafft es immer wieder, dem Leben erhellende und poetische Momente abzugewinnen. Remo Rapinos Liborio Bonfiglio stolpert durch das Italien des letzten Jahrhunderts und reibt sich als Geschundener der wechselvollen Geschichte seiner Heimat oft seine Augen, sei es als halbwaiser Junge, als kriegstaumatisierter Teenager oder als ausgebrannter Ausschuss der italienischen Industrialisierung. Hier wird der Mut und das Überleben der einfachen und unterprivilegierten Leute mit einem Charme und einer beispiellosen Empathie erzählt. DIese nur allzu menschliche Aussenseiterfigur Liborio Bonfiglio hat in Italien für Furore gesorgt und wird meiner Meinung nach zu recht als literarische Sensation gefeiert.